Tatsächlich nehmen es viele Leute nicht wahr, weil sie mit sich selbst beschäftigt sind. Wenn der Rock wahrgenommen wird, habe ich sechs verschiedene Arten von Blicken beobachten können:
1. Das flüchtige Schauen: Ein kurzer Blick und das war es auch schon.
2. Das unauffällige Schauen: Das nimmt man halt oft nicht wahr, aber mir ist es schon öfter in der Bahn aufgefallen, dass Leute intensiver schauen, wenn wir nicht vis-à-vis stehen und ich den Rücken zu ihnen gewandt habe. Sie bedachten nicht, dass ich sie im Tunnel durch die Spiegelung der Fenstertür genau sehen kann.
3. Das interessierte Schauen: Dies finde ich persönlich die angenehmste Reaktion. Man sieht regelrecht das Interesse der Person. In diesem Fall werte ich das als positives Interesse, denn der Blick wirkt zumeist offen und freundlich, manchmal gepaart mit einem Lächeln. Die Person wirkt zustimmend á la: "Sieht ganz gut aus." In seltenen Fällen wird man sogar angesprochen und bekommt Komplimente.
4. Das überraschte Schauen: Hier schaut die Person auf den Rock, reißt überrascht die Augen auf und zuckt dabei manchmal auch mit dem ganzen Körper zusammen. Das kann manchmal sehr unangenehm sein, aber man gewöhnt sich daran. Dieser Überraschung folgt dann meistens nochmal ein zweiter Blick auf den Rock, wahrscheinlich um sicher zu gehen, ob man wirklich richtig gesehen hat.
5. Das musternde Schauen: Dieser Blick kann schon manchmal sehr unangenehm sein, weil manche sehr aufdringlich sind, man manchmal von oben bis unten begafft wird und mehrmals penetrant ins Gesicht gestarrt bekommt. Es ist weniger ein interessiertes Mustern, sondern vielmehr ein kritisches und es wirkt, als ob diese Person es nicht mit ihrem Genderverständnis vereinbaren kann.
6. Das ablehnende Schauen: Hier sieht man regelrecht die Ablehnung und Abneigung im Gesicht. Manche wirken wütend, weil das anscheinend ihrem Männlichkeitsideal widerspricht. Im Gegensatz zu den anderen fünf Blicken, die immer mal wieder im Alltag vorkommen, ist der ablehnende Blick äußerst selten.