Autor Thema: Wie war euer erstes Mal im Rock?  (Gelesen 12974 mal)

Offline Forgotten Fashion

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #15 am: 30.09.2023 16:59 »
Schwierig zu sagen. Ich war zehn (1978), als ich in der Kirche als Ministrant angefangen habe - das habe ich dann 9 Jahre - bis kurz vor'm Abi - durchgehalten. Ich habe die Gewänder und das luftige Gefühl geliebt. T-Shirt und kurze Turnhosen drunter und es war auch im Sommer bestens auszuhalten.

Dann war lange Zeit Ruhe ... auch wenn ich daheim gerne selbstgenähte Kleider getragen habe. In die Öffentlichkeit habe ich mich damit nur ein paar Male an Fasching getraut - und mich nie richtig wohl gefühlt.

Erst nachdem ich 2002 das Liverollenspiel (LARP) entdeckt habe, konnte ich in solchen Kleidern auch unter Leute gehen - allerdings auch nur auf LARP-Veranstaltungen und Mittelaltermärkten.

In Dubai, habe ich mir 2003 meine erste Dishdasha gekauft und habe sie auch getragen  - und seitdem bei weiteren Besuchen in den UAE immer wieder - es gibt einfach nichts Bequemeres für das dortige Klima und "traditional" wird auch an Touristen anstandslos akzeptiert - man wird sogar merklich höflicher behandelt.
Leider sind die Dishdashas traditionell recht eng geschnitten (nur 80 cm Schrittweite), man kann sie in den zahllosen Schneidereien aber auch auf Maß und entsprechend weiter fertigen lassen, was ich inzwischen auch getan habe. Die Dishdashas trage ich nur in UAE, wo ich inzwischen auch beruflich zu tun habe.

Daheim sind die selbst genähten Gewänder meine Wahl.
Zu meinem Stil: Meine Gewänder sind hochmittelalterlich (Codex Manesse) inspiriert, überwiegend aus Leinen (Surcot auch aus Kunstfaser) und bequem weit geschnitten (Schrittweite > 1,20 m bis über 2 Meter).

Inzwischen gibt es auch ein paar Freunde, die mich schon auf Feiern des Öfteren im fußlangen Kleid gesehen haben, und als es in München noch das Mittelalterlokal gab, bin ich auch schon mal im langen Kleid mit den Öffis dort hin und zurück.

Die Erfahrungen sind uneindeutig. Meist ist der Kommentar "Ungewohnt", wenn überhaupt Kommentare kommen. Insgesamt fehlt mir der Mut, in der Kleidung auch "mal so" unter die Leute zu gehen, auch wenn es zumindest bei trockenem Wetter nichts Bequemeres gibt.

Röcke besitze ich auch (allesamt selbst genäht), die trage ich aber nur als Unterrock. Irgendwie habe ich noch keinen eigenen Stil mit Rock gefunden, der mir gefällt.

Wie das ungefähr aussieht, kann man nebendran sehen.

Offline cephalus

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #16 am: 30.09.2023 18:54 »
Das Kleid aus deinem Avatar wird sicher ganz anders wahrgenommen, als die Kleider die ich hier an mir gezeigt habe. 
Für mich und vermutlich viele andere, wirkt es weniger wie ein Kleid, sondern eher wie ein Kostüm.
Dass die Reaktionen anders sind, als auf (Damen)Kleider erscheint mir logisch. Womit die Leute besser umgehen können, kann ich nicht sagen - vermutlich ist das individuell verschieden.

Offline Forgotten Fashion

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #17 am: 30.09.2023 19:35 »
In eindeutiger Damenkleidung wird man nach meiner Einschätzung (ich kann komplett daneben liegen) durchaus erst einmal als "trans" wahrgenommen.

Das ist etwas, was ich für mich nicht möchte.

Offline Lars

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #18 am: 30.09.2023 19:38 »
In eindeutiger Damenkleidung wird man nach meiner Einschätzung (ich kann komplett daneben liegen) durchaus erst einmal als "trans" wahrgenommen.

Du liegst größtenteils daneben.
 
Wobei sich die Frage stellt, wie du "eindeutige Damenkleidung" definierst.
Hier
https://www.rockmode.de/index.php?topic=4676.msg183703#msg183703
trage ich eindeutige Damenkleidung. Deswegen werde ich allerdings noch lange nicht als "trans" wahrgenommen.
 
Viele Grüße,
Lars
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Offline Skirtedman

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #19 am: 30.09.2023 20:21 »
In eindeutiger Damenkleidung wird man nach meiner Einschätzung (ich kann komplett daneben liegen) durchaus erst einmal als "trans" wahrgenommen.

Das ist etwas, was ich für mich nicht möchte.

Das kann ich natürlich verstehen.

Aber Lars hat Recht. Eher als "trans" wahrgenommen zu werden, bedarf in der Regel noch weiterer Zutaten.

Aber klar: Die Bandbreite, wie unsereins von den Menschen wahrgenommen wird, wird sehr groß sein. Besonders bei Menschen, die Dich zum allerersten Mal so gekleidet sehen. Da wird es auch Leute geben, die Dich für "trans" halten, vermutlich schützt ein stark mittelalterlich angehauchtes Gewand ebenso nicht davor, von irgend jemandem als "trans" angesehen zu werden.

Auch ist nicht ausgeschlossen, dass wir Alltags-Damensachen-Träger von Leuten im Erstkontakt als "kostümiert" angesehen werden.

Es wird immer ein paar, die auf uns das erste Mal stoßen, geben, die für möglich halten, dass wir ein "Kostüm" (zum Verkleiden) tragen. Egal, ob wir Damensachen anhaben oder mittelalterlich inspirierte Gewandung.

Egal, ob als "kostümiert" oder "trans" eingestuft, sind entscheidend, welche sonstige Merkmale (Zutaten) an uns noch abgelesen werden.

Ziemlich entscheidend ist schon mal das eigene Verhalten. Wie bewegt man sich? Mit welcher Stimme spricht man? Was tun wir?
Sitzen wir gemütlich im Café oder shoppen wir im Supermarkt bzw. in der Stadt? Tun wir sonstige alltägliche Erledigungen? Unterhalten wir uns mit "ganz normalen" Leuten, oder sind wir gar in Begleitung von einer Frau? Zeigt diese Frau vergleichbare abweichende Merkmale wie wir oder ist ihr Erscheinungsbild ein ganz anderes? Wie ist unsere Körperhaltung?

All diese Facetten bestimmen, wie wir "gelesen" werden, und können ganz entscheidend von "kostümiert" oder "trans" wegführen. Und all diese Facetten werden auch "abgefragt" von Leuten, denen unser Erscheinungsbild merklich an ihrem Weltbild rüttelt. Viele aber sind durch uns in ihrem Weltbild nicht erschüttert und fragen dann auch nicht alle einzelnen "Facetten" ab, denen ist es schnell egal, ob Du "kostümiert", "trans" oder sonstwas bist.

Entscheidend als schnelle Botschaft kannst Du eben auch durch weitere Begleitparameter durch sowas wie Haarpracht, Schmuck, Nagellack, Accessoires und eben Haltung transportieren, als was Du eher verstanden werden willst. Das ist eben auch der Grund, weshalb Lars im luftigen Sommerkleid vermutlich von den meisten nicht sofort als "trans" abgestempelt wird.

Offline GregorM

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #20 am: 01.10.2023 08:30 »
Es dürfte zu glauben sein, dass je weniger Mann und je mehr Frau ein Mann seinem Umfeld signalisiert, desto mehr Leute werden ihn für trans halten.
Wolfgang hat Recht, wenn er behauptet, es gehöre mehr als die Kleidung dazu. Aber wieviel? Wie er schreibt, können Haltung, Stimme, Frisur und (fehlendes) Zubehör in die männliche Richtung ziehen. Aber auch die persönlichen „Eigenschaften“ des Betrachters spielen bei der Schubladenwahl Dritter eine große Rolle. Beispielsweise haben wir mehrmals hier gelesen, dass Leute mit Migrationshintergrund es anders auffassen könnten als wir, die in Generationen mit einer „westlichen“ Kultur aufgewachsen sind. Und doch gibt es Unterschiede zwischen Nord und Süd, Ost und West, zwischen Stadt und Land.

Auch hat es Bedeutung, ob wir die Person in Frauenkleidung kennen oder nicht. Wenn man ihn erst kennenlernt, ist er gut genug. Aber sonst, haben wir überhaupt seine Stimme gehört?

Ich werde meinen, dass ein Mann im Kleid, Feinstrumpfhosen, Absatzschuhen und mit langen Haaren damit rechnen muss, dass 95% derer, die ihn erblicken und ihn nicht kennen, ihn für trans halten werden.
Einige Männer werden selbst kein Problem damit haben. Einige wünschen es sich sogar, und niemand braucht sich darüber zu schämen, trans zu sein. Es ist seine Wahl gewesen und kein Verbrechen.

Wer es nicht möchte, sollte sich aber überlegen, ob ein männlicherer Haarschnitt helfen würde, oder ob er auf einiges verzichten solle, wie Damenschuhe und -Strümpfe, oder ob er überhaupt ein Kleid tragen sollte.

Wer nur seine Shorts und Jeans durch einen Rock ersetzt hat, wird vermutlich von weniger als 10% der „Normalbürger“ für einen Trans gehalten.

Wenn ich Wolfgangs Bilder betrachte, scheint es mir, dass er die erforderliche persönliche Ausstrahlung besitzt, selbst im Spaghetti-Trägerkleid männlich davonzukommen, aber er ist eine Ausnahme. Bei den allermeisten liegt die Grenze deutlich darunter. So würde es auch bei mir der Fall sein, und ich kleide mich entsprechend. Kein Kleid für mich.

Hat übrigens mit Mut oder fehlendem Mut nichts zu tun. Es ist nur eine Frage von Selbsterkennung.

Gruß
Gregor
Gruß
Gregor

Peter55Muc

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #21 am: 01.10.2023 09:31 »
Leute die letzten Beiträge haben schon wieder nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun.
Bitte führt eure Trans, oder nicht Trans Diskussionen doch wonders.

Offline Skirtedman

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #22 am: 01.10.2023 09:52 »
Naja, es spielt schon mit rein, ins Thema.

Jedenfalls schon spannend, was jeder einzelne so zur Antwort schreibt.

Meine Antwort war ja lang und vielschichtig. Mein "erstes Mal" gab es ja so gar nicht, sondern war ein langer, zäher Prozess, mit homöopathischen Häppchen.

In meiner langen Antwort schrieb ich zwar viel von "zittrig", "nervös" und "verstecken" (oder so ähnlich), aber eigentlich habe ich die Emotionsebene noch viel zu wenig beschrieben.

Vom ersten Mal vor die Tür gehen im Schutze der Dunkelheit bis zum wirklich frei draussen bewegen auch in meiner Stadt und ohne Heimlichtuerei Anfang der 90er, waren das gut und gerne 12 Jahre ungefähr. Aber bis in die 00er Jahre, also bis vor 20 Jahren, begleitete mich ständig bzw. immer mal wieder, das Gefühl, etwas Verkehrtes zu machen.

Am wohlsten fühlte ich mich immer im Umgang mit jungen Frauen in meinem Beuteschema. Meinen Freunden, die ich aus Hosentagen noch hatte, wollte ich das lange nicht zumuten. Und bis zum Einzug des Rocks in meine Arbeits- bzw. Studienwelt (was parallel verlief) - und auch da anfangs - hatte ich echt Schwierigkeiten, Männern in die Augen zu schauen.

Zu groß war die Angst, ich könnte in ihnen irgendwelche sexuellen Begehrlichkeiten auslösen. Zu groß war die Angst, sie könnten denken, ich wolle sie sexuell ansprechen. Ganz klar natürlich, dass im Jobumfeld ein ständiges Blickausweichen nicht funktioniert. Das einem-Mann-in-die-Augen-schauen-Können und an nichts weiteres als an den Gesprächsinhalt zu denken - und das, obwohl ich Rock trug -, das musste ich mir wirklich erst antrainieren.

Das erste Mal in einer (wie auch immer definierten) Männergruppe unterwegs zu sein, in der ich als einziger Rock trug (also leider notwendigerweise fast immer, auch mit meinen alten Kumpels), war für eine geraume Zeit immer ein sehr schwammiges Gefühl. Die Angst, die anderen könnten sich in meiner Gegenwart (mit meinem Erscheinungsbild) unwohl fühlen, war doch für eine gehörige Zeitspanne immer mit dabei gewesen. Auch dieses Gefühl abzulegen, brauchte seine Zeit.

Und ich weiss noch, wie ich zuvor jahrelang vermied, auch in den Fußgängerzonen irgendwelchen männlichen Passanten auch nur in die Nähe des Gesichtes zu schauen. Das war schon eine gewisse Art "Menschenscheu", Männerscheu besser gesagt. Stattdessen genossen meine Augen den Anblick von Frauen, die mir auch sehr oft prüfend in die Augen schauten, sehr oft aber fröhlich, erheitert, freundlich mitunter. Da entwickelte ich auch meinen prüfenden Blick, wenn ich an ihnen vorbei war, ob sie sich nach mir umdrehten - und wie oft taten sie das auch, und ich entwickelte ein Gespür dafür, wann der richtige Zeitpunkt ist, um da noch mal die Blicke erneut sich begegnen zu lassen. Auf der einen Seite war ich also "männerscheu", auf der anderen Seite "frauenfreu", oder "frauentreu", oder wie man das nennen will.  :D

Aber von den Frauen, speziell jungen Frauen, gab es ja anfangs auch nicht nur zustimmende Reaktionen, sondern seitwärts aus den Augenwinkeln Mustern, Gesichtverziehen, Kichern, bis hin zu abfälligen Reaktionen gab es Ende 80er / Anfang 90er noch zuhauf. Dennoch überwogen von Frauen die eher wohlgesonnenen Reaktionen, das beruhigte zunehmend mein Innerstes, so dass ich diesen inneren Zwiespalt "unter die Menschen gehen" versus "vor den Menschen fliehen" nach und nach verlor.

Und je mehr dieser Zwiespalt schwand, desto weniger negative Reaktionen erhielt ich auch. Vermutlich hat das was mit der Ausstrahlung zu tun. Strahlt man aus: "Ich sollte das eigentlich alles nicht machen", dann wird man angreifbar. Strahlt man aus: "Am liebsten würde ich jetzt doch nicht hier sein!", dann macht man sich selbst lächerlich.

Strahlt man hingegen aus: "Ich will das und das ist gut so!", dann kommt wohl diese Botschaft auch bei den Menschen / Passanten an.

Und doch dauerte es noch einmal weitere gut 10 Jahre, bis ich anschließend dieses manchmal aufkeimende Gefühl "Ich mach etwas Verkehrtes" völlig ablegen konnte.

Diese vielschichtigen verhärteten inneren Selbstzweifel saßen wie ein Kobold fest im Nacken. Nur durch zunehmendes Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein konnte ich diesen Kobold abschütteln.

Ich wünsche jedem, der das erste Mal im Rock auf die Straße geht, dass er diesen Kobold erst gar nicht im Nacken hat. Und wenn, ich wünsche jedem, dass er während dem ersten Mal diesen Kobold bereits auf immer und ewig abschütteln kann. Heutzutage leben wir in einer völlig anderen Gesellschaft, heutzutage ist das ganz deutlich nicht mehr diese große Nummer wie noch vor 30, 35 Jahren.

Aber dieser Gemischtwarenladen voll von den unterschiedlichsten Gefühlen, zwischen himmelhochjauchzend und "Mein Gott, was hab ich getan!", der begleitete mich nicht nur bei "meinem ersten Mal". Der hatte mich - etwas leerer geräumt - auch noch bei meinem 10.000sten Mal begleitet. Ich bin froh, dass ich niemals kapituliert habe!

Offline Timper

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #23 am: 01.10.2023 11:17 »
Das Problem ist ja man exponiert sich. So als wenn man mit einer roten Pappnase rumläuft. Man wird unweigerlich zum Blickfang und daran muss man sich gewöhnen. Am besten man achtet nicht auf andere. Das wird sich reduzieren, wird aber nie ganz weggehen.
Es ist nicht das Gefühl was „ verkehrtes“ zu tun sondern eher das Gefühl das es nervig ist als Unikum ( rote  Pappnase“) betrachtet zu werden.
Umso angenehmer ist es dann in einer Umgebung in der jeder ganz absichtlich außergewöhnlich sich kleidet. Das kann der Schottenrock sein, das kann ein Lederrock sein, ein Latexoutfit oder was es noch so gibt. Wenn alles außergewöhnlich ist ist es wieder fast normal. Es wird registriert aber nicht mehr gewertet. Ganz anders auf der Straße wo man davon ausgehen kann das jeder Blick Fragezeichen im Kopf des Betrachters produziert. Und diese Fragezeichen spürt man. Erst recht wenn man auf andere achtet. Eine ungewollte Rückkopplung.
Und genau die findet eben nicht in Umgebungen statt wo jeder ganz absichtlich anders ist und vor allem sein will! Ja eigentlich auch sein soll.
Ggf sagt sich der andere „ist nicht mein Stil , ist mir aber auch völlig egal „.
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Offline cephalus

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #24 am: 01.10.2023 11:43 »
Was du beschreibst, Wolfgang, dürfte für sehr viele von uns zutreffen.

Für mich auf jeden Fall, und ich bin auch nicht so weit wie Du, was die Selbstverständlichkeit und Sicherheit betrifft.
Ich habe sogar eine ganze Weile gebraucht um diese Zweifel zuhause zu begraben, gegenüber Frau und Kindern. Für meine Familie sind meine Röcke und Kleider aber schon absolut normal, normaler wie für mich.

Meine Unsicherheit oder meine Zweifel sind immer mal wieder da, mal stärker mal weniger stark, abhängig von Vorhaben, Umgebung und Tagesform. Manchmal wechsle ich doch noch schnell, begleitet vom Kopfschütteln meiner Frau, in Hose, bevor ich das Haus verlasse.
Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass ich es jemals bereut hätte Rock oder Kleid zu tragen, aber manchmal, es nicht getan zu haben.
Aber es gibt auch einige Fälle, in denen ich mich vorher umgezogen habe und mir anschließend gedacht habe, es war die richtige Entscheidung, ich hätte mich nicht wohl gefühlt im Rock

@Timper
Genau was Du beschreibst bewegt mich auch. Aber ich will nicht nur zu besonderen Veranstaltungen "meine" Kleidung tragen, sondern im echten Leben. Aber es macht für mich schon einen Unterschied in welcher Umgebung. Für mich ist es anders in einer spießigen Ecke von München, wo ich lebe, als in einer von von Künstlern und Studenten dominierten Umgebung in Köln, wo ich gelegentlich bin.

Allerdings fallen die Reaktionen in Köln heftiger aus, positiv wie negativ, sofern es überhaupt welche gibt, als in München.


Offline Skirtedman

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #25 am: 01.10.2023 12:10 »
Allerdings fallen die Reaktionen in Köln heftiger aus, positiv wie negativ, sofern es überhaupt welche gibt, als in München.

Du solltest mal nach Mainz kommen. Da haben wir Dir das Terrain schon bereitet...  ;D

Offline Timper

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #26 am: 01.10.2023 12:17 »
Echtes Leben hin oder her. Das dürfte relativ sein denn man ist ja nicht nur im Event. Ein davor und danach gibt’s ja auch. Sicher etwas anders als im Rock um 11 Uhr zum Supermarkt zu gehen, das mag stimmen.
Aber am Ende ist für jeden entscheidend was er will, was er braucht und auch vor allem was er nicht will!
Zum Beispiel beglotzt zu werden wie Clown Dolly mit einer roten Pappnase.
Stichwort Dirndl und Oktoberfest.
Wer‘s mag bitte schön.
Nicht mein Ding.
Es ist wie es ist. Und das passt schon!
Ist schon ok so.
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Offline Skirtedman

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #27 am: 01.10.2023 12:24 »
Ja, das wollen wir alle nicht, "beglotzt werden wie Clown Dolly".

Auch die nicht, die sich den Rock nicht nur zum Event anziehen wollen.

Und darum ist es auch wichtig, sich heranzutasten, die ablehnenden Gedanken aus dem eigenen Kopf zu bekommen, wenn man sieht, dass man sich ziemlich frei bewegen kann unter den Menschen. Aber ja, Timper, das stimmt:

... auf der Straße wo man davon ausgehen kann das jeder Blick Fragezeichen im Kopf des Betrachters produziert. Und diese Fragezeichen spürt man. Erst recht wenn man auf andere achtet. Eine ungewollte Rückkopplung.

Und es ist sehr angenehm, wenn man allmählich gelernt hat, nicht mehr auf alle Reaktionen der anderen zu achten. Dann reagieren sie nämlich auch tatsächlich weniger.

Aber den meisten dürfte das bei dem allerersten Mal nicht gelingen, diese ungewollten Rückkopplungen zu vermeiden.
Bei mir dauerte es Jahre, und das unterschiedlich auf verschiedenen Ebenen - siehe "männerscheu", "frauenfreu" von meinem letzten längeren Beitrag hier.

Yoshi

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #28 am: 01.10.2023 13:06 »
Ich habe mich mittlerweile an die Blicke gewöhnt. Tatsächlich gucken die meisten Leute auch gar nicht, entweder sie nehmen es nicht wahr, weil sie mit anderem beschäftigt sind, oder sie schauen so, dass es nicht auffällig ist und für mich unbemerkt bleibt. Wahrscheinlich achte ich aber auch weniger darauf. Ich bekomme aber auch oft in meinem Umkreis zu hören, dass ich sehr selbstbewusst und ausgeglichen wirke. Meine ehemalige Leitung meinte mal: "Du hast so eine Präsenz, wenn du den Raum betrittst." Das spielt wahrscheinlich alles mit rein.
Ich habe ja auch nichts gegen Schauen, wenn es interessiert ist und ich kann es ebenso nachvollziehen, wenn man überrascht etwas zusammenzuckt, mich stört nur manchmal dieses Angaffen. Das läuft meist so ab: Überraschtes Schauen auf den Rock, langsamer Blick nach oben, sekundenlanges Anstarren ins Gesicht, blick wieder runter auf den Rock. Dieser Vorgang wird auch manchmal wiederholt. Ich ignoriere das für gewöhnlich, aber wenn es mir zu aufdringlich wird, dann frage ich höflich: "Kann ich Ihnen helfen?" Meist wenden die Personen den Blick ab und wenn sie "Nein!" sagen, antworte ich: "Sie haben mich so fragend angeschaut, deswegen frage ich." Abwertende Blicke hingegen bekommt man dann doch recht selten ab. Richtig unangenehm fand ich aber zum Beispiel diese Situation:
Wir fahren die Rolltreppe hoch und als wir uns an den Bahnsteig stellen, läuft ein Ü60-Herr vorbei. Als er an uns vorbei war, realisierte er erst wohl, dass ich einen Rock trug. Er drehte sich ruckartig um, machte große Augen und riss den Mund weit auf. Er war sichtlich geschockt.
(beschrieben in "Die Annahme, dass man als Rockträger immer Probleme hat")

Bei mir ist es auch abhängig, was ich trage und wo ich bin. Einen schwarzen Minirock oder kiltähnliche Röcke erregen weniger Aufmerksamkeit als ein Maxirock in magenta oder ein Freizeitkleid. Auf der Arbeit habe ich kein ungutes Gefühl, es ist akzeptiert und ich "vergesse" oft, dass ich das trage. Sobald ich auf dem Heimweg bin, beschäftigt mich das aber schon, zwar weniger als zu Anfang, aber ich probiere ja auch immer mal was Neues aus. Wenn ich auf der Straße laufe, fühle ich mich weitestgehend gut. Manchmal ist es mir aber noch unangenehm, wenn ich große Gruppen von männlichen Jugendlichen passiere, aber bisher unbegründet, weil es keine Reaktion gab. Ich habe schon das Gefühl, dass ich seitdem ich Rock trage, meine Umgebung bewusster auf Gefahren scanne. Vorher war das eher unbewusst. Es geht ja auch nicht darum, panisch oder ängstlich zu sein, aber eine gesunde Vorsicht kann nicht schaden. Am ehesten fühle ich mich manchmal in der Bahn unwohl. Da gibt es doch mal den einen oder anderen despektierlich glotzenden Gaffer. Ich positioniere mich schon so, dass ich bei Leuten sitze/stehe, bei denen ich mich wohler fühle. Daran muss ich also noch arbeiten (und ich fahre ja täglich zur Arbeit, also bin ich im "Training"). Vielleicht hat da jemand paar Tipps für mich.

Offline SW Michl

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Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
« Antwort #29 am: 01.10.2023 22:56 »
Nachdem ich jetzt ein paar Monate in Röcken unterwegs bin, steht mir ein bestimmtes erstes Mal noch bevor: Das erste Mal im eigenen Dorf.

Ich wohne in einem 700-Seelen-Dorf, das von der nächsten Kleinstadt verwaltet wird. In die Stadt gehe ich oft im Rock und habe kein Problem damit, erkannt zu werden. In direkter Umgebung des Hauses und auf den Wiesen dahinter gehe ich ich auch meist berockt. Da hab ich auch schon Menschen getroffen. Aber weiter ins Dorf traue ich mich nicht. Irgendwie käme mir ein Besuch im Dorfladen oder auf einem Fest im Rock noch unangenehm / unangemessen vor. Ich will nicht, dass sich jemand provoziert fühlt. Wahrscheinlich ist der richtige Zeitpunkt dann erreicht, wenn sich die Nachricht über meinen neuen Kleidungsstil lückenlos verbreitet hat und dann nach einer Weile keinen mehr interessiert.

Ein Phänomen, das man vielleicht für sein "outing" als Rockträger nutzen kann, ist mir in den letzten Wochen aufgefallen: Leute, die mich bisher nur mit Hosen und nur mit langen Haaren kannten, reagierten nur auf den kahlen Kopf und nicht auf irgendwelche Klamotten. Das finde ich sehr interessant. Vielleicht kann ein radikaler Wechsel der Frisur oder der Haarfarbe für manche den Schritt in die Öffentlichkeit erleichtern.

Liebe Grüße
Michael


 

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