Vor gut 63 Stunden hat Cephalus die einfache Frage gestellt, ob ein Dirndl für Männer geeignet sei. Gültige Antworten können, stellt man sich vor, Ja, Nein, vielleicht oder vielleicht nicht sein und mehr oder weniger mit Begründung. Danach folgten in sieben Stunden acht Beiträge, wo die Schreiber positiv oder im Zweifel waren. Dann aber schrieb Timper im zehnten Beitrag: „Gar nicht. Es sei es ist Karneval…“
Sieben Worte, und nun sind wir auf 145 Beiträge, fast alle als Resultat dieser sieben Worte und was später aus sie geworden ist.
Was schrieb dann eigentlich Timper? Dass ihm ein Dirndl nicht gefalle, allerdings nicht im Alltag.
Ehrlich verstehe ich viele der Reaktionen nicht. Er hat seine Meinung geäußert. Hätte er es mit 248 Silben begründet, hätte das nichts geändert. Er mag Dirndln nicht, allerdings nicht am Mann. Punkt. Allerdings keine so heftige Diskussion wert.
Ich habe dasselbe geschrieben. Ich finde ein Dirndl am Mann daneben.
Es kann ja nicht sein, dass alle Erscheinungen im Rock oder Kleid hier für wunderbar gehalten werden müssen, oder dass nur Ja-Sager ihre Meinung äußern dürfen. Hier ging es nicht mal um eine Person, sondern um Dirndl generell.
Das Wort Schaulaufen ist verwendet worden. Ja und. Ich kann nur von mir selbst reden, aber ich möchte doch gern gesehen werden. Wäre es nicht so, könnte ich mich damit begnügen, Röcke innerhalb der eigenen vier Wände oder auf eigenem Grundstück zu tragen. Und viele verschiedene Röcke brauchte ich erst gar nicht.
Ich sehe aber kein Problem darin, dass ich gerne Schauläufe, und dass Timper es mir sagt.
Fetisch ist auch genannt worden, glaube ich. Unter allen Umständen hatten wir vor kurzem eine lange Diskussion darüber. Für mich ist Fetisch mit drin. Warum sollte ich sonst jahrelang etwas tragen, wofür angeblich so wenige andere ein Interesse haben? Warum habe ich nicht längst damit aufgehört? Warum bin ich in Foren für Männer im Rock derart aktiv, dass ich allein hier über 7.000 Beiträge geschrieben habe? Was für ein anderes Interesse hätte mich so sehr und intensiv beschäftigen können? Ich könnte mir kein „normales“ vorstellen.
Über Frauen und Crossdressing ist geschrieben worden, Chris, denke ich, es war. Meine Antwort dazu, wie schon immer: Frauen haben NIE versucht, wie Männer auszusehen. Sie haben Hosen zu sich genommen, ohne ihre Weiblichkeit aufzugeben. Sie können mit uns nicht verglichen werden. Wir suchen hier überwiegend das weibliche Erscheinungsbild. Wenn nicht, hätten wir uns mit dem Rock begnügt, und den hätten wir mit unseren Schuhen, unseren Strümpfen, unseren Oberteilen kombiniert – wie die Frauen mit der Hose.
Chris ist es auch total egal, was alle andere über ihn und seinen Stil denken – also vom Timper abgesehen, scheint es. Oder auch ist er nicht ganz ehrlich?
Timper dagegen hat uns offen gesagt, dass er diverse Clubs besucht. Was er dort betreibt, oder was ihn dort hintreibt, weiß ich nicht. Es kann mit BDSM zu tu haben oder was weiß ich. Mir sagt das Clubleben nichts, aber ich respektiere, dass er und andere es so haben.
Nur kann es mich wundern, dass Timper so viel Zeit hier verbringt, habe er doch selbst kein Interesse an Röcke, außer seinem Lederrock als Eintrittskarte zu den Clubs.
Vielleicht provoziert es ihn, dass wir in seinen Augen so scheinheilig vorkommen und nicht zugeben, dass es mehr hinter unserem Interesse für „Weibliches“ liegt als nur Mode, Gleichheit, Komfort etc.?
Aber was stellen wir mit Timper auf?
Timper rauswerfen? Begründung: Das Forum ist für Männer, die gern Röcke tragen. Geht aber nicht, denn immer wieder wird hier gegen Ausgrenzung, Exklusion und Zensur gewarnt.
Und was mit Männern, die sich als Frauen sehen, und im Kopf keine Männer sind? Nein, ist nicht möglich.
Timper ignorieren? Ein utopischer Gedanke, wenn man sieht, wie viel aus sieben Worten kommen kann.
Timper akzeptieren als der Mann er ist?
Das wäre wohl am leichtesten. Und viele seiner „Angriffe“ würden in sich selbst gehen, ließen wir uns nicht so sehr provozieren. Aber, wie es heißt: Wahrheit zeugt Hass.
Das bringt mich auf den Gedanken, wir könnten ihn uns in der Rolle des Hofnarren vorstellen. Der Hofnarr hatte die Funktion, dass allein er dem König oder Kaiser die Wahrheit „sagen“ könnte, ohne danach geköpft zu werden.
Ich denke, manchmal fehlt uns hier der Hofnarr.
Gruß
Gregor