Wir können auch wissen, dass Transgender in vielen Ländern der Erde noch illegal sind. Selbst in manchen EU-Ländern gibt es starke Restriktionen. Und auch in Deutschland gibt es noch viele Vorbehalte. Wir können das wissen oder die Augen davor verschließen.
Das alles wissen könnend als Mitglied einer Mehrheits- oder mächtigeren Gesellschaft bzw. Gruppe ständig lautstark zu behaupten, dass man dies oder jenes nicht ist, dass man ja nichts gegen die anderen habe, aber ..., lässt doch den Verdacht aufkommen, dass man diese anderen vielleicht notgedrungen erduldet, aber nicht wirklich als Teil der eigenen Gesellschaft oder Gruppe akzeptiert und innerhalb dieser doch in ihrer eigenen Identität respektiert.
Moment einmal!
Ich finde, hier vergaloppiert sich gerade die Diskussion.
Für sich genommen sind Deine Ausführungen, Micha, ja ziemlich richtig.
Doch steht dieses nicht im Zusammenhang mit den hier im Thread und im thematisch ähnlich gelagerten Begrüssungsthread getroffenen Äusserungen.
Ich kann mich an keinen Kommentar erinnern, der anderen ein Existenzrecht abgesprochen oder Minderwertigkeit zugesprochen hat. Gleichwohl habe ich vereinzelt zwar herausgelesen, dass jemand genau dies dennoch so interpretiert hat, obwohl keinerlei Herausstellung einzelner Lebensentwürfe als eine höherrangige oder bessere stattgefunden hatte.
Der Kampf um die bretonische Identität mag in Teilen zwar ein ähnlicher sein wie der Kampf um die korsische Identität. Aber die Korsen haben in anderen Teilen anderen Kummer und andere Entbehrungen als die Bretonen.
Jedoch hinken solche Vergleiche zumindest schon daran, dass sich die Korsen und Bretonen gegenseitig nicht im Wege stehen.
Das ist zwischen LGBT und Nicht-LGBT-Rockmännern teilweise aber leider tatsächlich so.
Es ist zwar richtig, wenn LGTB zu mehr gesellschaftlicher Anerkennung finden, dass das Maß des Sich-im-Wege-Stehen sich reduziert, weil dieser Mangel an breiter gesellschaftlicher Anerkennung der LGBT fundamental ursächlich ist für die Hürden, denen sich Nicht-LGTB-Rockmänner ausgesetzt sehen.
Aber ein Bekenntnis welcher Art auch immer zu LGTB (und hier immer auch Q usw. mit eingeschlossen) darf nicht ehrenwerter angesehen werden als das Bekenntnis zu Nicht-LGTB.
Es macht keinen Sinn, großherzig die Rechte benennbarer Gruppen einzufordern, aber die eigenen Belange nicht mehr nennen zu dürfen.
Noch immer geht es beim Thema "Rock am Mann" nicht zentral um die Fürsorge für zahlreiche diskriminierte Gruppen, weder hierzulande noch anderswo. Noch immer geht es darum, dass "Mann im Rock" sich vor einem Berg eigener Konflikte sieht, die es zu lösen gilt.
Noch immer sieht sich der "Mann im Rock" großen Benachteiligungen ausgesetzt, wäre dem nicht so, würde man nicht immer wieder hier lesen, dass die eigene Frau dies strikt ablehnt oder es würden keine bewundernde, aber sehnsüchtige Kommentare geben, wenn jemand allem Widerstand zum Trotz in Rock oder Kleid zur Arbeit geht.
Tun wir doch nicht so, als wären die heterosexuellen rocktragenden Männer per se Angehörige der diskrinierenden Mächte - sondern sie sind per se selbst eine unterdrückte Gruppe.
Diese Sorgen und Nöte und Bedürfnisse dürfen nicht wegdiskutiert werden nur weil andere Gruppen andere Sorgen und Nöte und Bedürfnisse haben.
Wie mit den Sorgen und Nöten und Bedürfnissen umgegangen werden kann, um zu einem leidensärmeren Wohlbefinden zu gelangen, zeigen etliche Beispiele hier im Forum - ich zähle mich dazu - und können Hilfestellungen und Anregungen geben - und zwar besonders für Nicht-LGBTQA+-Rockmänner, weil nirgends sonst im deutschsprachigen Internet - und auch ausserhalb des Internets - sie so eine gute Anlaufstelle finden wie hier im Forum.
Letztlich sitzen wir alle im selben Boot. Nur haben wir es noch nicht geschafft, alle miteinander im Gleichklang in dieselbe Richtung zu rudern. Wir mögen zwar letztlich auch verschiedene Ziele im Sinn haben, doch das eine Ziel ist nicht richtiger als ein anderes Ziel. Das eine Ziel ist aber passender für den einen, ein anderes Ziel ist passender für den/die/das andere/n. Es ist keine Schande, sein Ziel zu benennen. Und das Ziel "Rock am Mann" kann für mehrere passen und ist hier im Forum das wichtigste Ziel. Und das kann unser gemeinsamer Weg sein.
Wer andere Ziele schneller erreichen möchte, der kann schauen, ob andere Boote ihn schneller oder besser dort hinbringen.
Aber bitte nicht maulen, wenn hier im Boot der "Mann im Rock" sich mit seinen eigenen Sorgen und Nöten und Bedürfnissen verstanden wissen möchte!!