Autor Thema: Definition Mode  (Gelesen 14960 mal)

Offline Knolle7511

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Definition Mode
« am: 15.08.2022 10:33 »
Hallo,
Ich habe mir in letzter Zeit Gedanken gemacht ob eine Kleidung weiblicher bzw männlicher ist als andere Kleidung.
Ich trage unter anderem kurze Damen Jeanshose, wenn es kälter wird auch mal eine dünne Leggings drunter. Dazu Ballerina oder Stiefelletten mit 5cm Absatz. Oder auch flache Damenstiefel bis ans Knie und Skinny Damenhosen. Diese Sachen akzeptiert meine Frau mittlerweile. Mit richtig Absätzen tut sie sich noch schwer, wobei ich es noch nicht wirklich probiert habe das ich mit ihr in Absätzen z.B. einkaufen gehe so wie ich es in Ballis mache.
Ich schrieb ihr uns den Kindern mal einen Brief in dem ich meine Kleidungsvorlieben erklärte und alle es seit dem besser akzeptieren. Auch das ich evtl mal ein Rock tragen möchte habe ich darin erwähnt. Meine Frau verneinte das.
Irgendwann davor oder danach sagte sie zu mir das ich einen Kilt tragen könne wenn ich wollte. Was mich aber nicht so fasziniert.
Meine Frage jetzt:
Ist ein Kilt männlicher als ein Damen (Jeans) Rock?
Sind Skynni Hosen weiblicher als Männer Hosen? Oder ist ein Rock weiblicher als eine Leggings mit kurzer Damenhose ?

Für mich hat Kleidung kein Geschlecht aber ist ein Rock oder ein Kleid weiblicher als eine Leggings oder Skynni oder Kunstlederhose/Kunstlederleggings?


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Offline MAS

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« Antwort #1 am: 15.08.2022 10:52 »
Lieber Knolle,

ich denke, man muss da zwei Dinge unterscheiden:
1.) Die körperliche Passform. Es gibt Kleidung, die passt auf einen weiblichen Körper besser als auf einen männlichen oder auch umgekehrt.
2.) Die Konvention: Es gibt Kleidung, die wird aufgrund von Seh- und Denkgewohnheiten als männlich oder weiblich empfunden wird, wobei diese Gewohnheiten weitergegeben werden, so dass sie zu Traditionen und zu mehrheitlichem Empfinden werden.

Beim Kilt ist es so, dass er in Schottland von der Konvention her als männlich gilt, in andern Ländern unterschiedlich betrachtet wird. Von der Passform her ist er sicher für Männer und Frauen gleichermaßen tragbar.

Bei der Skinny-Jeans ist es vielleicht grenzwertig, ob sie einem männlichen Unterleib gut passt oder nicht. Von der Konvention her zählt sie als Hose inzwischen wohl eher als geschlechtsneutral.

Oder sehen es andere hier anders?

LG, Micha
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Offline GregorM

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« Antwort #2 am: 15.08.2022 11:01 »
Hallo Knolle,

es kommt darauf an, wen du fragst. Hier unter Rock- und Kleid-Trägern wirst du vermutlich erleben, dass sehr viele dich darin bestätigen werden, dass Kleidung kein Geschlecht hat. Ob etwas weiblicher ist als anderes, lässt sich doch nur beantworten, wenn man Beispiele gezeigt wird. Denn es gibt so viele verschiedene Röcke etc.

Unter allen Umständen ist eine Antwort von uns nicht notwendigerweise eine, die der Meinung der „Gesellschaft“ entspricht. Willst du die Meinung der Gesellschaft hören, dann frage einige, die nicht hier tätig sind, am besten eine repräsentative Auswahl der Bevölkerung, was natürlich reine Theorie wäre.

Möchtest du meine Antwort hören, dann ist sie:

Ein Kilt ist männlicher als ein Jeansrock, aber abhängig vom Schnitt des Jeansrockes braucht der Unterschied nicht groß sein. Handelt es sich um einen dünnen, gemusterten Rock, ist mir kein Zweifel, dass der Kilt männlicher ist.

Skynni Hosen sind, ohne dass ich sie gesehen haben, weiblicher als Männerhosen generell. Aber vermutlich gibt es diese Hosen auch für Männer. Nur nicht mein Stil.

Ob ein Rock weiblicher als eine Leggings etc. ist? Kommt wieder auf den Rock an. Kunstlederhose/Kunstlederleggings sind mir bei einem Mann (und bei einer Frau) übrigens ziemlich unvorstellbar.

Dabei bin ich vermutlich viel weniger konservativ als Leute in Allgemeinen. Außerdem bin ich der Meinung, dass weiblich versus männlich viel weniger bedeutet als Ästhetik in der Kleidung.

Gruß
Gregor
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Gregor

Offline Olivier

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« Antwort #3 am: 15.08.2022 11:35 »
Hallo Knolle,

so ein Kleidungsstück hat erstmal kein Geschlecht aber durch gesellschaftliche Konventionen werden manche Kleidungsstücke als männlich und andere als weiblich eingestuft. Manchmal reichen für den Wechsel von einer zur anderen Seite marginale Unterschiede aus - Schnittdetails, Farbe, … Außerdem ist die Grenze auch immer wieder in Bewegung.

Ein Kilt wird hier i.d.R. als männlicher wahrgenommen als ein Jeansrock. Wobei es Jeansröcke in allen möglichen Varianten gibt und die dann auch wieder unterschiedlich wirken.
Bei Hosen ist aktuell Skinny, Leggings, … der Damenwelt zugeordnet. Das war aber auch schon anderes.

Aber muß einen die gesellschaftliche Zuordnung wirklich stören? Abhängig von der körperlichen Statur kann das gleiche Kleidungsstück an verschiedenen Menschen völlig anders wirken. Außerdem trägt man ja selten nur 1 Kleidungsstück und die Kombination verschiedener Teile verändert die Gesamtwirkung weiter. Also mit macht es einfach Spaß unterschiedliche Kombinationen durchzuspielen und zu sehen was passiert.

LG, Olivier
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Offline GregorM

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« Antwort #4 am: 15.08.2022 13:06 »
Abhängig von der körperlichen Statur kann das gleiche Kleidungsstück an verschiedenen Menschen völlig anders wirken. Außerdem trägt man ja selten nur 1 Kleidungsstück und die Kombination verschiedener Teile verändert die Gesamtwirkung weiter.

So richtig, und hier kann der große Wandspiegel in Kombination mit einem selbstkritischen Blick Wunder machen. Wer eine gute Figur und die richtige Ausstrahlung usw. hat, kann oft alles tragen, während der Mann am nächsten Tisch wohl akzeptieren sollte, dass das gleiche bei ihm daneben aussehen würde.

Gruß
Gregor

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skortsandtights

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« Antwort #5 am: 15.08.2022 16:21 »
Hallo,
Ich habe mir in letzter Zeit Gedanken gemacht ob eine Kleidung weiblicher bzw männlicher ist als andere Kleidung.
Ich trage unter anderem kurze Damen Jeanshose, wenn es kälter wird auch mal eine dünne Leggings drunter. Dazu Ballerina oder Stiefelletten mit 5cm Absatz. Oder auch flache Damenstiefel bis ans Knie und Skinny Damenhosen. Diese Sachen akzeptiert meine Frau mittlerweile. Mit richtig Absätzen tut sie sich noch schwer, wobei ich es noch nicht wirklich probiert habe das ich mit ihr in Absätzen z.B. einkaufen gehe so wie ich es in Ballis mache.
Ich schrieb ihr uns den Kindern mal einen Brief in dem ich meine Kleidungsvorlieben erklärte und alle es seit dem besser akzeptieren. Auch das ich evtl mal ein Rock tragen möchte habe ich darin erwähnt. Meine Frau verneinte das.
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Sind Skynni Hosen weiblicher als Männer Hosen? Oder ist ein Rock weiblicher als eine Leggings mit kurzer Damenhose ?

Für mich hat Kleidung kein Geschlecht aber ist ein Rock oder ein Kleid weiblicher als eine Leggings oder Skynni oder Kunstlederhose/Kunstlederleggings?

Hallo Knolle

Gut der sinn von leggings hat sich mir nie erschlossen und darum würde ich sowas auch nie tragen.
Aber zu strumpfhosen mit rock oder shorts werde ich gerne meine meinung sagen.
Nein der rock ist für nicht weiblicher als shorts das kann man ja im moment gut beobachten.
Shorts sind simpel und einfach praktischer aber genau so feminin wie röcke.

Ein kilt hingegen ist für mich ganz klar männlich und es ist eine tracht und im allgemeinen kaum alltagskleidung.
Also lässt er sich wenigstens für mich gar nicht mit einem jeansrock vergleichen den ich als einen der wenigen röcke für wirklich unisex halte.

Nun zu leggings, jeggings oder skinny jeans, hülle ich  mich lieber in schweigen.

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girl wears pants outfit no. 1 - wool trousers on a cloudy day by Lauren Winter, auf Flickr

Eine richtige hose sieht für mich auf jedenfall besser aus.

Flats finde ich sehr chic aber wenn ich ehrlich sein soll ist es doch eher ein damen oder kinderschuh, sowohl für mädchen wie jungs geeignet.

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New Chanel flats! by MartaCanga, auf Flickr

Das ist meine eigene ganz persönliche meinung.
Nicht das es dann wieder heisst ich wolle irgend jemandem was vorschreiben.







Offline MAS

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« Antwort #6 am: 15.08.2022 16:32 »
Das ist meine eigene ganz persönliche meinung.
Nicht das es dann wieder heisst ich wolle irgend jemandem was vorschreiben.

Sehr gut! :)

LG, Micha :D
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skortsandtights

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« Antwort #7 am: 15.08.2022 17:25 »
Das ich es nicht immer und immer wieder wiederholen muss habe ich meinem persönlichen text darauf hingewiesen.

JoHa

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« Antwort #8 am: 15.08.2022 22:50 »
Es gibt kaum etwas flüchtigeres als Mode. Schade nur, dass so viele Menschen darin eine Richtschnur sehen. Mein erster Besuch in Paris, 1965, zeigte mir, was Stil ist. Nämlich nicht Mode, sondern Geschmack. Anstatt dem "Zeitgeist" nachzurennen, suche ich die Linie, mit der ich im Einklang bin.

Offline MAS

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« Antwort #9 am: 15.08.2022 23:52 »
Es gibt kaum etwas flüchtigeres als Mode. Schade nur, dass so viele Menschen darin eine Richtschnur sehen. Mein erster Besuch in Paris, 1965, zeigte mir, was Stil ist. Nämlich nicht Mode, sondern Geschmack. Anstatt dem "Zeitgeist" nachzurennen, suche ich die Linie, mit der ich im Einklang bin.

Das gefällt mir!

LG, Micha
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culture skirt

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« Antwort #10 am: 16.08.2022 00:23 »
ich denke, man muss da zwei Dinge unterscheiden:
1.) Die körperliche Passform. Es gibt Kleidung, die passt auf einen weiblichen Körper besser als auf einen männlichen oder auch umgekehrt.
Welche Kleidung passt denn nicht auf einen weiblichen Körper? Mir fällt keine einzige ein.

Beim Kilt ist es so, dass er in Schottland von der Konvention her als männlich gilt, in andern Ländern unterschiedlich betrachtet wird. Von der Passform her ist er sicher für Männer und Frauen gleichermaßen tragbar.
Ein Kilt wird erst durch die Länge ein Kilt. Bei einem kurzen karierten Faltenrock ist es für die Leute einfach ein Minirock. Man kann das testen, indem man seinen Kilt einfach mal kürzt.

Bei der Skinny-Jeans ist es vielleicht grenzwertig, ob sie einem männlichen Unterleib gut passt oder nicht. Von der Konvention her zählt sie als Hose inzwischen wohl eher als geschlechtsneutral.

Oder sehen es andere hier anders?

LG, Micha
Skinny Hosen und Lederleggings sind genauso feminin wie Röcke. Das macht keinen Unterschied für die Leute.

Offline Wolkenkobold

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« Antwort #11 am: 16.08.2022 07:49 »
Es gibt kaum etwas flüchtigeres als Mode. Schade nur, dass so viele Menschen darin eine Richtschnur sehen. Mein erster Besuch in Paris, 1965, zeigte mir, was Stil ist. Nämlich nicht Mode, sondern Geschmack. Anstatt dem "Zeitgeist" nachzurennen, suche ich die Linie, mit der ich im Einklang bin.
Ich war zwar nicht in Paris, aber ansonsten entspricht das auch meinen Gedanken.

skortsandtights

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« Antwort #12 am: 16.08.2022 09:42 »
Ich finds auch wichtig einen eigenen stil zu haben dann hat man es auch nicht nötig irgendwelchen trends hinterherzurennen.
Über geschmack lässt sich streiten aber es gibt zwei dinge die ich gar nicht prickelnd finde  ;D
Bei männern sind das für mich irgendwelche hosen die weder einen schnitt noch eine form haben.
Und bei den damen die ach so beliebten leggings.

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Offline Skirtedman

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« Antwort #13 am: 16.08.2022 13:33 »
Über geschmack lässt sich streiten aber es gibt zwei dinge die ich gar nicht prickelnd finde  ;D
Bei männern sind das für mich irgendwelche hosen die weder einen schnitt noch eine form haben.
Und bei den damen die ach so beliebten leggings.

Solche Aussagen (wie die hier fett zitierte) lassen mir immer wieder einen Schauder den Rücken runterlaufen.

Klar, Hanna, es ist Deine Meinung, das habe auch ich jetzt kapiert. Die darfst Du auch äussern. So wie ich auch meine Meinung dazu äussern darf.

Du bemängelst zwar auch eine Hosenform bei Frauen, die Leggins, aber ansonsten setzt Du diese Kriterien, die Du bei Hosen an Männern anlegst, bei Frauen offenbar nicht an.

Gerade in diesem Jahr sind die Variationen, was Hosen an Frauen angeht, sehr sehr breit gestreut. In Deinen Augen scheint das okay zu sein.

Aber sobald ein Mann mal von irgendeinem Standard bei seiner Hose abweicht, dann ist das eine "irgendwelche Hose, die weder Schnitt noch Form hat".

Mit solchen Sprüchen wird von der gesellschaftlichen Denke der Mann nicht nur per se zur Hose verdammt, sondern er soll auch noch in eine enge Schablone sich einfügen!

Alleine der Gedanke, der hinter solchen Aussagen steckt und die Botschaft, die in solchen Aussagen steckt, lässt meinen emanzipatorischen Geist sich in extreme Wallung versetzen.

Ausserdem: die Aussage, die eigentlich nur - bitte nicht persönlich nehmen! - 'dummes Geschwätz' ist, weil da überhaupt keine Aussage getätigt wird, welche Form und welcher Schnitt denn erfüllt werden solle. Die Formulierung "weder Schnitt noch Form" ist so schwammig, dass sie von Fall zu Fall einfach umgedeutet werden kann und obliegt der momentanen Interpretation der richtenden Person, in der Regel ist es dann die Ehefrau oder Freundin, die dann von Fall zu Fall sagen kann: "die hat ja keinen Schnitt", "die hat ja keine Form" - letztlich eine Geschmacksentscheidung, die dann eine Person trifft, die denkt, sie habe den besten Modegeschmack der Welt und alles müsse diesem Geschmacksbild entsprechen.

Gerade gestern habe ich gleich zwei junge Männer mit jungen Familien gesehen, die genau solche Hosen trugen, die bestimmt bei Dir weder Schnitt noch Form hatten.

Ich dachte bei mir, dass das relativ zur Einheitsmasse zwar mutig sei, dachte aber bei mir, wenn ich mir ums Verrecken nicht die Freiheit von Röcken respektive Kleidern gönnen will, wäre das zumindest ein Ansatz, bequemere Hosen als das gängige Durchscnittsmodell zu tragen. Zwar weiss ich, dass jede noch so erdenklich bequeme Hose in meiner körperlichen Wahrnehmungswelt an das Wohlfühlmass eines richtig bemessenen Rocks nicht herankommt, dennoch wäre mehr Flexibilität in der Hosengestaltung an Männern ebenso sehr wünschenswert.

Solche Aussagen, die fett hervorgehobene von oben, machen solche Bestrebungen allerdings von vornherein zunichte!

Und sowas regt mich auf.
Weil da auch eine gewisse Arroganz mit drin steckt.
Meine Meinung dazu.

Offline Skirtedman

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Antw:Definition Mode
« Antwort #14 am: 16.08.2022 14:27 »
Es gibt kaum etwas flüchtigeres als Mode. Schade nur, dass so viele Menschen darin eine Richtschnur sehen. Mein erster Besuch in Paris, 1965, zeigte mir, was Stil ist. Nämlich nicht Mode, sondern Geschmack. Anstatt dem "Zeitgeist" nachzurennen, suche ich die Linie, mit der ich im Einklang bin.

Hm. Alles schön und gut.

JoHa, ich respektiere Deine Aussage, ich sehe das aber differenzierter.

Nach Deiner Aussage scheint wohl "Geschmack" beständiger zu sein als Mode.

Doch, was ist "Geschmack"? Wie wir alle wissen, kann man über Geschmacksfragen trefflich streiten, oder man lässt es sein, weil eben die Geschmäcker verschiedene sind. Da gibt es nun eben die zwei Modi, wie man mit dieser Tatsache umgehen kann.

Wer erkannt hat, dass der eigene Geschmack nicht das Maß aller Dinge für alle und überall ist, der wird sich sicherlich bewusst sein, wenn er von 'Geschmack' redet, dass nur der eigene Geschmack gemeint sein kann.

Wie bildet sich der Geschmack? Nun, da sind ganz viele Gewohnheiten dran beteiligt. Aber nicht nur. Auch Geschmack unterliegt Entwicklungen. Und wie Du schreibst, JoHa, hat sich Dein Geschmack wohl ganz entscheidend damals in Paris gebildet.

An der Geschmacksbildung sind aber auch die typischen Leute in seinem Umfeld beteiligt - und ganz besonders natürlich der eigene Lebenspartner - entweder aktiv oder unterschwellig, entweder bewusst unterschwellig oder - ideal - unbewusst unterschwellig.

Ich denke, auch Dein Geschmack dürfte sich seit den gut fünf Jahrzehnten weiter gebildet, verfestigt, verändert haben.

Wenn Du Deinem Geschmacksempfinden treu bleibst, dann ist das Dein Stil, der wohl deutlich weniger wandelbar ist als die Moden.

Ob man nun Deinen Stil, Dich zu bekleiden, von aussen betrachtet nun auch als einen Dir zugehörigen, eigenen Stil empfindet, sei mal dahingestellt.

Ich für meine Person hingegen tue mir sehr schwer, einen für mich durchgängigen Stil zu definieren.

Das Leichteste, was mir einfällt, ist zu sagen, dass ich jetzt in den durchgängig warmen Sommermonaten so als Stil-Kennzeichen meine, hier für manche vielleicht zum Exzess immer wieder erwähnten Spaghettiträger heranführen kann. Das ist an einem Mann nun wirklich ein sehr einzigartiges Kennzeichen, ein Stil, den kein Mann in meinem Umfeld praktiziert.

Davon aber abgesehen fällt es mir wirklich schwer, eine gewisse Stil-Leitlinie bei meinen Outfits abzulesen. Von aussen betrachtet fällt das vielleicht leichter, ich hingegen behaupte, dass ich sehr variabel mit verschiedenen Stilen umgehe. Zwar schließen sich bei mir bestimmte Stilrichtungen praktisch kategorisch aus, andere Stilelemente häufen sich. Aber eine ziemlich eng umrissene Stil-Schablone scheint es bei mir nicht zu geben.

Und ich lasse mich gerne auch von Mode inspirieren.

Was ist Mode? Mode in Bezug auf Kleidung ist, die Art und Weise, Kleidung zu tragen.

Und die Arten und Weisen, Mode zu tragen ändern sich. Ich will jetzt nicht hinterfragen, was die modetreibenden Kräfte, besonders mit den wirtschaftlichen Motivationen, sind. Jedenfalls steckt in einigen Menschen auch der Drang, nach einer gewissen Zeit mal etwas Neues zu sehen. Das heisst, alleine vom Anwender her, also der kleidungstragenden Person her, ändern sich die Arten und Weisen, etwas zu tragen. Das mögen manchmal minimale Veränderungen sein, manchmal sind es radikalere, für gewöhnlich in den letzten 100, 200 Jahren unterliegt die Welt der Damenbekleidung mehr dem Wandel als in der Welt der Herrenbekleidung. War so, muss aber nicht für immer so bleiben.

Joha, Du sagst: "Es gibt kaum etwas flüchtigeres als Mode." Dem kann ich nicht so ganz zustimmen.Es gibt zwar Moden, die kommen und gehen sehr schnell, doch die Grundformen bleiben recht lange bestehen. Und gerade in den letzten 2 oder 3 Jahrzehnten ist noch hinzugekommen, dass längst nicht mehr die breite Masse jeder Modeströmung nacheifert, sondern dass ganz verschiedene Modestile, Mode-Ausdrucksformen mehr oder weniger konstant nebeneinander her parallel existieren und gepflegt werden.

Schon in den 80ern wurde prophezeit, dass alle Moden irgendwie wieder kämen bzw. dass bestimmte, für sich klassifizierbare Moden nicht mehr völlig 'altmodisch' werden, sondern ihren Fortbestand zumindest in Form von Stil-Zitaten künftig haben werden.

So in etwa nehme ich das auch wahr.

So sehe ich das auch in dem, was man als 'aktuelle Mode' bezeichnet. Es existieren ganz viele verschiedene Modestile nebeneinander. Sicher, es werden auch Neuentwicklungen erschaffen. Gerade, was Materialien angeht, so gibt es mit Garnen, Gewebearten, Produktionstechniken, Farben, aber auch Formen und Schnitten immer wieder neue Impulse, die in der bisherigen Mode noch nicht existent waren. Dennoch fließen die unterschiedlichen Modestile und Mode-Epochen zumindest der letzten 6, 7 Jahrzehnte auch immer wieder mit in die 'aktuelle Mode' ein.

Insofern lasse ich mich gerne von den neuen Ideen der Modeindustrie inspirieren. Ich laufe da nur bedingt irgendwelchen Trends hinterher. Jedoch lasse ich für meine Geschmacksfragen mich auch immer wieder neu anregen und bilde mir eine neue Geschmacksbewertung dazu.

Natürlich, wer sich über die allmorgendliche Frage "Was ziehe ich heute an?" hinaus mit Kleidung etwas mehr beschäftigt -so wie ich -, der neigt auch eher dazu, sich von neuen Ideen beflügeln zu lassen. Insofern ist mein persönlicher Modegeschmack inzwischen deutlich erweiterter als er vor etlichen Jahren noch war. Was damals für mich vielleicht noch ein No-Go an mir war, liebe ich vielleicht heute. Mein Geschmack mag sicherlich variabler sein als Deiner.

Zeitgeist ist für mich Inspiration. Was ich davon für mich adaptiere, entscheidet mein Geschmack, der stetig leicht im Fluß ist. Und auf einen bestimmten Stil kann ich nicht pochen, weil ich viel zu neugierig bin, was für interessante Möglichkeiten es gibt, sich zu bekleiden.


 

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