Jetzt habe ich endlich mal die Zeit gefunden, mir den ganzen Thread durchzulesen. Und nachdem gefühlt zwei Drittel des Inhalts um die Thementreue und das gegenseitige Verstehen gehen, möchte ich mich jetzt zur Ausgangsfrage äußern:
Männlichkeit hat mehrere, mindestens jedoch zwei Aspekte. Der biologische sollte klar sein. Der mentale Aspekt ist das, worüber es zu diskutieren lohnt.
Es gibt die klassische Männlichkeit, die historisch bedeutet, dass der Mann auf die Jagd geht und in den Krieg zieht. Mit fortschreitender Zivilisierung der Gesellschaft musste der Mann die entsprechenden Benimm-Regeln lernen, d.h. Gentleman sein. Noch später brauchte der Mann dann Intellekt und Einfühlungsvermögen, um gesellschaftlich bzw. beim weiblichen Geschlecht Anerkennung zu finden. Das ist alles in Ordnung und ich sehe es im Vergleich mit meiner Frau, dass ich wie die meisten Männer noch die klassische Männerrolle spiele: Ich bin der Außenminister, der sich mit Nachbarn, Firmen und Behörden rumärgert, während sie als Innenministerin dafür sorgt, dass wir es zu Hause schön haben. Die körperlich schweren Arbeiten mache ich natürlich dennoch, was auch kein Problem ist. Wir sind gleichberechtigt und jede(r) bringt seine/ihre Stärken ein.
Es gibt Männer, die es mit der klassischen Männlichkeit übertreiben, indem sie meinen, jedem ihre Männlichkeit präsentieren zu müssen. Sowas nennt man auch toxische Männlichkeit und ich hoffe, dass das mit der Zeit wieder abnimmt.
Grundsätzlich steht aber die Frage nach dem Sinn der Fokussierung auf die Eigenschaft "männlich". Es ist eine Rolle, die historische überliefert ist und konservative Menschen bewahren wollen. Es ist eine Schublade, die die Einteilung von Menschen einfacher macht. Aber bringt sie die Menschheit voran? Ich meine Nein. Insofern befürworte ich alle Bestrebungen, die die Bedeutung des Geschlechts relativieren oder ganz aufheben bzw. vernachlässigen. Ich meine, die Welt wäre eine bessere, wenn wir die Einteilung in Geschlechter überall da, wo es möglich ist, entfallen lassen. Wirklich gebraucht wird diese Einteilung meiner Meinung nach nur bei der Fortpflanzung und aufgrund des unterschiedlichen Körperbaus zum Teil bei der Bekleidung. Bei Toiletten z.B. wäre es sinnvoller, nur noch nach Kabinen und Pissoirs einzuteilen. Oder kurz gesagt: Die Zukunft wird unisex!
Zur Frage, wie man Männer, die sich nicht trauen, weibliche Sachen anzuziehen, davon überzeugen kann, habe ich überlegt, dass man an die Mut den Mannes appellieren könnte. "Ein echter Mann, der Eier hat, hat auch den Mumm, im Rock auf die Straße zu gehen. Oder bist Du ein Schisser?" Zumindest will ich diese Argumentation mal ausprobieren, wenn ich mal wieder als "Schwuchtel" oder so angemacht werden sollte.