Zunächst mal JoHa Danke, für Deine klare Antwort.
Auch ich kann schlecht sinnieren, was "Kleidung mit uns macht", vielmehr kann ich wie JoHa auch eher drauf eingehen, was "Kleidung mit mir macht".
Da ich zu den Vielschreibern hier im Forum zähle, bin ich zuversichtlich, dass ich noch das ein oder andere dazu beitragen werde. Drum beschränke ich mich erst mal auf einen kurzen Blick in meine Kindheit:
Was machte Kleidung mit mir als Kind / Jugendlicher?
Ja, ich kann die Kindheitsphase und die ersten Jahre als Jugendlicher zusammenfassen, denn kleidungstechnisch ergab sich da in beiden Phasen keine grundlegende Veränderung.
Ich hatte zwar verstärkt den Drang zu Röcken an mir entdeckt und es gab auch schon einige Episoden im frühen und mittleren Kindesalter mit Röcken. Doch mehr oder weniger war das etwas totgedrücktes, später in dieser Phase totgeschwiegenes, verheimlichtes.
Ausserhalb dieser Rockepisoden, also in 99,99 % der oben beschriebenen Zeitspanne war Kleidung für mich etwas notwendiges, was schützendes, was wärmendes. Ich musste über viele Jahre lernen bis ich es verinnerlicht hatte, dass, wenn ich nach Hause kam, mir die Hauskleidung anziehen sollte und auf diese Weise lernte ich, die Alltagskleidung für draussen wertzuschätzen als etwas, dessen Wert erhalten werden soll.
Das habe ich bis heute verinnerlicht. Es kommt ganz selten vor, dass ich nicht 5 Minuten nach dem Nachhausekommen mir die Hausklamotten angezogen habe. Andererseits verstehe ich nun nicht mehr, dass andere Menschen ihre 'Draussen'-Kleidung zum Putzen oder Kochen anziehen ('muss ja eh gewaschen werden'), oder gar diese frisch anziehen, putzen oder kochen und dann erst damit rausgehen.
Also eine gesteigerte Wertschätzung meiner Kleidung habe ich in meinen ersten so 15, 17 Lebensjahren kennengelernt.
Ganz besonders gestört hat mich damals aber, wenn Kleidung so eng war; mehrere Sachen übereinandergezogen dann dick und unbequem wurden.
Ansonsten habe ich mich um Kleidung überhaupt nicht gekümmert. Mir war es dann eher lästig, wenn ich mit meiner Mutter in die Stadt zum Klamottenkaufen gegangen bin, hab es aber recht unbeteiligt über mich ergehen lassen, wie ich überhaupt in Sachen Kaufentscheidung, Kleidungswahl ich über mich ergehen lassen habe. Im Grunde war ich da praktisch vollkommen teilnahmslos. Ich glaube zwar, dass ich da gar nicht so grundverschieden zu anderen Jungs in meinem Alter war (wir reden so von den 70er, Anfang 80er Jahren). Grundverschiedenen zu vielen Jungs war vermutlich, dass mir bis mindesten 16, 17 Tag für Tag, also immer, meine Mutter mir die Kleidung rausgelegt hat, die ich anziehen sollte.
Ausser, dass ich sie anzog und nach dem Nachhausekommen wieder auszog, war ich in puncto Kleidung ganz teilnahmslos.
Ich bin mir sicher, hätten mir Röcke oder Kleider ganz selbstverständlich zur Verfügung gestanden, wäre ich mit einer ganz anderen Haltung an das Thema Kleidung herangegangen.
Spätestens als ich dann den ersten Rock hatte (ja, und ich glaube, das war mit Abstand auch das erste Kleidungsstück, das ich mir selbst gekauft und ausgesucht habe), fing sich dann allmählich an, was ganz wunderbares zu entwickeln. Inzwischen macht Kleidung mit mir also wesentlich mehr. Aber das will ich wann anders mal zum Thema für einen Beitrag machen.