Ich habe auch den Film irgendwann mal gesehen. An die Einzelheiten kann ich mich aber nicht so erinnern. Außer, dass ich enttäuscht war, dass Billy - soweit ich noch in Erinnerung hab - leider gar nicht die Ballettkleidung wie die Mädels anhatte, sondern durchweg gleich das Männer-(Buben)-Klischee komstümmässig erfüllen musste.
Stimmt, da war was mit einem Bub im Kleid. - Ich denke, das war dem Autoren-/Regie-Gespann wichtig, kontrastierend zu zeigen, dass ein Junge, der sich für etwas weicheres als Fußball interessiert, nicht schwul sein muss. Der potentiellen "Verführung" durch seinen besten Kumpel konnte er wohl widerstehen (hab den Film nicht mehr im Kopf, Ihr habt ihn gesehen; ich hoffe, Ihr versteht, was ich mit dem vermuteten "Kontrast" meine). Vermutlich sollte jene Szene des Bubs im Kleid gerade aussagen, dass auch andere Neigungen als die Standard-Beschäftigungen der Jungs nichts mit einer sexuellen Orientierungen zu tun haben müssen. Das interpretiere ich da jetzt hinein. (
An dieser Stelle wäre für mich noch mal interessant, wie die Endszene inszeniert war: das war doch Schwanensee. Haben da die Männer in Männerkleidung getanzt oder in Tutu?)In der Tat hatte ich zwei Mitschüler (Jungs), die leidenschaftlich getanzt haben, sogar Turniere. Beide "entpuppten" sich später als schwul. Was ja erstmal verwunderlich klingt, weil gerade im Paartanz man sich ja sehr intim nahkommen darf.
Ja, was sagt dieser Fakt aus und die Feststellung von Albis:
Leider wird somit das Vorurteil bestätigt, dass Jungs, die Mädchensachen tragen, schwul wären.
Es gibt sie, woher auch immer, diese Vorurteile. Auch noch 2021. Der Film ist von 2000, da vielleicht noch viel mehr als heute.
Ich denke, gerade wegen diesem Vorurteil sind wir so rar, wir rocktragenden Männer. Genau wegen diesem Vorurteil tun sich die Männer im allgemeinen so schwer, auf Hosen und weißgottnichtalles zu verzichten. Genau deswegen trauen viele unter uns hier im Forum sich auch nicht so recht raus auf die Straße. Oder sich ihren Liebsten zu offenbaren. Genau deswegen hat auch das Umfeld von rockwilligen Männern ein Problem damit - "Was sollen die Nachbarn sagen?", die Kollegen, der Chef, die Schwiegermutter?
Das ist doch dieses Kernproblem, weshalb es auch genau dieses Forum hier so erforderlich macht. Da ist die Befürchtung, man könne eine Frau sein wollen, doch eher nur Nebensache, wobei auch da noch bestimmt das homophobe Vorurteil mitschwingt.
Ich fühle mich als eher gut informiert, gerade, wenn große Themen anstehen - damals Trump-Wahl, jetzt Corona. Von März an hat es bis kurz vor Weihnachten gebraucht, bis ich eher zufällig mitbekommen habe, dass einer der Hauptakteure "bei Corona", nämlich Jens Spahn, mit einem Mann verheiratet ist. Und das nur nebensächlich und unkommentiert. All die Monate, in der tagtäglich Herr Spahn in den Schlagzeilen und in den Hintergründen präsent war, spielte dies absolut keine Rolle in der Berichterstattung.
Und genau das zeigt mir, dass es heutzutage nicht mehr wichtig ist, welche Hobbys oder sexuellen Neigungen oder Speisenvorlieben jemand hat. Und zwar noch weniger als noch zu Zeiten von Herrn Wowereit. Auch wir in Mainz und Wiesbaden haben/hatten z.T. gleichzeitig männliche Bürgermeister, die mit einem Mann verpartnert oder verheiratet sind. Es ist gut, dass das möglich ist.
Die Vorurteile also, sie sind am Schwinden. Doch im Gros der Gesellschaft ist das längst noch nicht in allen Äderchen angekommen.
Drum ist es für Manchem auch wichtig zu betonen, wo er nun sich einordnet, ob hetero oder homo. Auch für mich ist es manchmal wichtig zu betonen, dass ich Mainzer bin, kein Wiesbadener. Sich abzugrenzen heißt nicht, den andern nicht zu mögen.
Und so ist es auch hier im Forum wichtig, erkennen zu können, dass man nicht schwul sein muss, um als Mann Röcke tragen zu dürfen. Dass man nicht Frau werden wollen muss, um Röcke tragen zu dürfen. Dass aber z.B. Schwule genauso zur Gesellschaft gehören wie Frauen. Und alle auch hier im Forum sein dürfen.
Und Vorurteile abbauen gegenüber Frauen, auch hier im Forum, hilft uns allen, mit unseren Röcken gesellschaftlich besser anerkannt zu werden. Und genauso Vorurteile und Vorbehalte gegenüber Schwulen abbauen hilft jedem einzelnen von uns ebenso, egal wie sehr man sich dazu zählt oder nicht. Man könnte jetzt noch philosophieren, woher Vorurteile kommen und wozu sie gut sein könnten - tu ich nicht - denn Vorurteile sind innerhalb der Gesellschaft überwiegend schädlich - unmenschlich.
Ich bin ja auch der Meinung, dass wir uns nicht von Schwulen distanzieren dürfen, nach dem Motto: Schimpft über sie, aber nicht über uns. Sondern wenn wir auf homophobe Äußerungen uns gegenüber stoßen, sollten wir nicht betonen, nicht schwul zu sein, sondern dass homophobe und rockträgerfeindliche Äußerungen gleichermaßen daneben sind.
LG, Micha
Ja, Micha, sehr gut. Ich gebe zu, ich musste es zweimal lesen.
Ich übersetze es mal in eine fiktionale Begebenheit:
"Schwulie...!"
"Wenn Du rocktragende Männer genauso nicht magst, wie Du keine Schwulen magst, dann mag ich Dich auch nicht! Komm, lass uns ein Bier trinken gehen!"