Was fördern denn diese bösen Menschen, indem sie Demokratie und Grundgesetz zurückfordern? Bin gespannt...
Wem und wo ist das denn abhanden gekommen?
Denen die sogar in Kleinststädten ihre wirren Thesen verkünden kann es nicht sein, da die überall Unsinn und Lügen verbreiten?
@ Sebaldus, du bezeichnest Leute anderer Meinung pauschal als Lügner, ohne sie persönlich zu kennen und ohne Belege zu nennen. Stattdessen behauptest du wissentlich falsch, dass das Grundgesetz vollumfänglich gelten würde. Hast du schon die Kontakt- und Aufenthaltsverbote, Meinungsäußerungsverbote und Demonstrationsverbote, besonders Pfingsten in Berlin vergessen?
Ich stelle mir gerade vor, die Polizei in einem "Schurkenstaat" würde so gewaltvoll und brutal wie die Berliner Polizei gegen wehrlose Bürger vorgehen. N. das wäre ein Skandal. Aber so, hier mitten in der demokratie? Selber Schuld, wenn man den kriegerischen Weg der heiligen Angela kritisiert.
@ Micha: In der Tat gibt es Menschen, die nur sich selbst verpflichtet sind. Die gehen dann nicht zur Widererlangung der Grundrechte auf die Straße, sondern folgen still der Regierung auch wenn sie Unrecht tut und zeigen mit dem Finger auf die bösen anderen.
Lieber Doppelrock,
auch wenn Deine Sichtweisen nicht bei jedem und jeder hier im Forum auf Zustimmung treffen und Deine vielleicht wissentlich oder unfreiwillig polemisch-agitatorische Ausdrucksweise nicht alle hier zur Gegenliebe einlädt, so muss ich Dir ganz ausdrücklich in manchen Deiner dargebrachten Punkte meiner Meinung nach Recht geben.
Ich denke, wir beiden sind uns ziemlich einig, dass das Einstehen für Grundrechte und die geistige Nähe zu demokratischen Strukturen schützenswerte Errungenschaften sind, die in anderen politischen Systemen jenseits dessen, was uns unter dem Oberbegriff Demokratie so vorschwebt, selten bis gar nicht zu gewährleisten sind.
Demokratien sollten vom Grundsatz her die geeignetsten Räume sein, einer Vielzahl von individuellen legitimen Interessen gerechtwerden zu können und entsprechende wertschätzende interessenausgleiche Lösungen finden zu können.
Auch wenn nicht jedem genügend verständlich zu machen, so sind aber eben demokratische Wahlen eine der fundamentalsten Mittel, am demokratischen Gestaltungsprozess mitwirken zu können. Natürlich sind z.B. Bundestagswahlen im Großen nur
ein Teil demokratischen Gestaltens, denn Demokratie fängt schon in den kleinsten Zellen vor der Haustür, also zum Beispiel in der eigenen Kommune an und sollte sich bei Alltagsfragen wie Bauanträgen, Sozialleistungen oder Rechtshilfen durchaus wiederfinden lassen.
Mit dem Anspruch, verschiedene Interessen allgemein verträglich ausgleichen zu wollen, sind demokratische Prozesse aber leider auch sehr träge, denn ein schnelles Durchregieren von oben nach unten z.B., das ist nur in Ausnahmefällen möglich.
Und genau da stoßen Demokratien auch spätestens an ihre Grenzen, dass zum Beispiel im Falle von Katastrophen oder im Falle einer tatsächlichen Pandemie, demokratische Abläufe zu langsam sind, um eine wirksame Gefahrenabwehr zu gewährleisten nach demokratischen Abläufen von der Basis bis hoch zur Spitze.
Und hier schlägt wiederum unser kulturelles Erbe zu, denn unsere Gesetzes- und Rechtsbasis gründet auf der - wie es immer so schön heißt - christlich-jüdischen Tradition. Die aus Glaubensgründen formulierten christlichen 10 Gebote zum Beispiel sind sehr grundbestimmend in der Formulierung unserer Verfassung und in der Formulierung von Gesetzestexten, auch wenn gerade letztere sich eben aus abwägenden Gründen immer mehr zu einer formalistischen Sprache hin entwickelt haben, wo man die Grundgedanken der 10 Gebote oder andere religiöse Grundüberzeugungen nicht auf Anhieb ausfindig machen kann.
Gerade heute haben Religionen mit ihrer entscheidenden Einflussnahme in unserem alltäglichen Leben massiv an Bedeutung verloren, so dass Menschen, die mit religiösen Botschaften nun gar nichts mehr anzufangen wissen, diese christlich-jüdischen Wurzeln eher - zumindest von der Bezeichnung her - ablehnen lässt als sie zu befürworten. Der Ausweg von verstärkter Einflussnahme muslimischen Gedankenguts auch in unserer Gesellschaft ist auch kein wirklicher Ausweg, denn nicht zuletzt ist selbst dem Islam, sofern er nicht durch Interessen instrumentalisiert wird, das ähnliche Gedankengut zueigen, Menschen vor Unheil zu beschützen.
Darum ist es auch weiterhin schwer, aus moralischer Betrachtung heraus Menschen in ein durch eben moralisch geprägte Sichtweisen empfundenes Unheil laufen zu lassen, sondern sie eben davor zu beschützen.
Ja, lieber Doppelrock, gegen diese Moralvorstellungen sich seine tief empfundenen Grundrechte zu behaupten, fällt sehr schwer. Zu schwer wiegt die Moral gegenüber einer aufgeklärten Selbstbestimmung. Nicht zuletzt sieht man das an den endlosen Diskussionen in puncto Sterbehilfe - kann man dazu stehen, wie man will.
Wenn Du vom Versagen der Regierung und der Politik redest, dann gebe ich Dir vor allem darin Recht, dass sie Selbstbestimmung einer moralisch begründeten Bevormundung geopfert wurde und noch immer wird.
Mit Sicherheit kann man der Regierung nicht den endlosen Vorwurf machen, versagt zu haben, denn sie haben in erster Linie aus tiefster Überzeugung gemäß ihren Moralvorstellung gehandelt. Aber auch aus den hintersten, um nicht zu sagen, wildesten Ecken der parlamentarischen Oppostiion kamen keine Forderungen oder Ansätze, wie man breitenwirksam den unterschiedlichsten Interessen der Bevölkerung versuchen kann, gerecht zu werden.
Leider auch nicht aus der ausserparlamentarischen Opposition. 'Wir wollen unsere Grundrechte zurück' ist zwar eine Reaktion, aber keine Lösung, auch alternativen Interessen gerecht zu werden.
Ich will es - vielleicht mit einem kleinen Fingerzeig zu einem Lösungsansatz - frei raus formulieren: Politik, also Regierung und Opposition haben es versäumt, das individuelle Recht auf Infektion einzuräumen.
Stattdessen wird jeder, der die Begründung der aktuell ausgerufenen Pandemie als harmlos oder gar gegenstandlos ansieht, bevormundet, sich und andere zu schützen. Also auch er selbst wird beschützt, obwohl er diesen Schutz und die damit verbundenen Konsequenzen doch ablehnt.
Gerade jetzt, wo es zu einer vor einem Jahr noch undenkbaren Zweiteilung der Gesellschaft kommt, in die Gruppe der Menschen mit Nachweis und die Gruppe der Menschen ohne einen Nachweis, wird es wichtiger denn je, über die bislang verpasste, ja verpatzte Chance nachzudenken, jedem das selbstbestimmte Recht auf Infektion einzuräumen.
So wie es Impfzentren und Testzentren gibt, hätte es schon längst auch Infektionszentren geben können. Vielen traditionell-moralisch denkenden Menschen wird das wahrscheinlich zwar absurd vorkommen - genau da leider liegt wohl das Kernproblem -, aber es wäre genau jetzt mit der zwiegespaltenen Privilegienverteilung innerhalb der Gesellschaft mehr als nur rechtens, wenn selbstbestimmt Infizierten das Recht auf Teilhabe gewährt werden könnte.
Solche fundamental neuen Moralkonzepte brauchen zwar ihre Zeit, bis sie auch zu formaljuristisch gesicherten Begleitprodukten führen - da sind 15 Monate schon sehr knapp - aber denkbar wäre es. Zur Not hätte man sich auch ausserparlamentarisch z.B. bereits in Vereinen organisieren können, die sich solidargemeinschaftlich unter die Arme greifen könnten, wenn von Krankenkassen oder Arbeitgebern Ersatzansprüche geltend gemacht werden, weil man sich willentlich und selbstbestimmt infiziert hat. Im Sinne von Stiftungen hätte man das solidargemeinschaftlich durch die Betroffenen schultern können, bevor Versicherungen die entsprechenden Produkte auf den Markt bringen können.
Nach der selbstgewählten Infizierung in Infizierungszentren oder auf kontrollierten Corona-Partys hätte man sich leicht in das System der durch die Gesundheitsämter kontrollierte Quarantäne begeben können - und auch in eine vorangekündigte ärztliche Begleitung. Und die Anzahl der zur Verfügung stehenden selbstbestimmten Infizierungen hätte sich nach der aktuellen weitermodellierten Inzidenzen und der zu erwartenden verfügbaren freien Intensivbetten und Beatmungsgeräte richten können, um ein Versagen des Gesundheitssystems aufgrund zu hoher Nachfrage der Infektionswilligen zu verhindern.
Auch hätte man unter kontrollierbaren Bedingungen wissenschaftliche Begleituntersuchungen anstellen können, um wissenschaftlich tangierten Aussagen mehr Gewicht geben zu können und Wissenschaftler mit zweifelhafter Reputation im Wissenschaftsbetrieb eben dort mehr wissenschaftliche Daten an die Hand geben zu können anstelle sich nur auf Auslegung von statistischen Daten und schwach fundierten Aussagen stützen zu müssen. Ausserdem hätte der in Teilen des Volkskörpers durch Eigenstudium und durch vielfach verhallendes Rezitieren von als Fakten empfundenen Fakten inzwischen zweifellos beträchtlich vorhandene ausserberufliche Kompetenz durch wissenschaftliche Begleitung mehr Gewicht verliehen werden können.
All das lässt aus heutiger Sicht in mir der Verdacht aufkommen, dass hier wesentliche Rechte der Selbstbestimmung den Betroffenen versagt worden sind.
Wenn ich mich nur alleine hier im Forum umsehe, lieber Doppelrock, dann machst nicht nur Du, sondern auch noch eine größere Zahl weniger lautstarker weiterer Mitstreiter, ja doch deutlich, welches Potential bislang verspielt worden ist.
Ich denke, auf Deutschland hochgerechnet, hätte man inzwischen bestimmt schon einige Millionen selbstbestimmt infizieren können und den daran bereits Genesenen ihre Grundrechte in gleicher Weise zurückgeben können, wie man das nun mit Getesteten, unfreiwillig Genesenen und freiwillig Geimpften tut.
Der Wert, den die unfreiwillig als Coronaleugner oder Impfgegner deklarierten Gruppen durch die begleitenden wissenschaftlichen Erkenntnisse, aber auch durch ihren Beitrag an der vielbeschworenen 'Durchseuchung' der Gesellschaft hätten leisten können, ist gesamtgesellschaftlich nicht zu unterschätzen.
Ich denke, hier ist dringend Handlungsbedarf. Ich denke, das kann nicht bis zur nächsten Bundestagswahl warten. Ich denke, das wäre auch ein absolut wichtiger Beitrag zur geistigen Einung der Gesellschaft. Und es müssten nicht in den nächsten Wochen vor den anstehenden Wahlen wieder selbsternannte Heilsbringer auf den Plan treten, die unentwegt ihr Mitteilungsbedürfnis den moralisch Andersgläubigen aufdrücken müssten.
Gruß
Wolfgang