Die Frage der Freiheit, Rockio, kann man zweiteilen in "Freiheit wovon?" und "Freiheit wozu?".
Wie erreicht man die Freiheit von Gier, Hass und Verblendung?
Wie man es erreicht, weiß ich nicht zu beantworten.
Gier, mehr oder weder hemmungslose Gier, kenne ich nicht.
Hass auch nicht (starke Abneigung, ja)
Ob man verblendet ist, sollte man selbst wohl nicht feststellen können. Aber als Wissenschaftler kennt man ja Methoden, wie man Verblendung vermeiden kann, vorausgesetzt, man wendet die Prinzipien des Erkenntnisgewinns auch außerhalb des eigenen wissenschaftlichen Arbeitsfelds an (wie man das überhaupt trennen kann, ohne massive Denkkonflikte in sich zu haben, ist mir eh unverständlich. Ich gebe meinen Verstand ja nicht ab, wenn ich mich mit anderen Dingen außerhalb meines Gebiets beschäftige).
Wie erreicht man die Freiheit, dem Tod ohne Angst entgegenzublicken?
Es gibt kein Allgemeinrezept,
wie das geht.
Dass es geht, weiß ich sehr wohl. Wäre ich religiös und glaubte an eine Seele, die irgendwie noch dem Tod noch existierte, hätte ich wohl Angst davor.
Da ich aber frei von Religion und jeglicher übernatürlichen Vorstellung bin, sehe ich nicht, dass ich Angst haben müsste.
M. E. kann jeder eine gute Vorstellung davon haben, wie es ist, tot zu "sein". Man muss sich nur erinnern, wie es war bevor es einen gab: Nichts, einfach nichts. Vollständige Abwesenheit, Bewusstseinslosigkeit. Ist verständlich, denn wenn es keinen Körper mit einer physischen Struktur (Gehirn) gab, in welcher sich ein Bewusstsein erst ausbildet, dann kann da nichts sein.
Mit dem Tod erlischt die Energie im Körper vollständig, die das Bewusstsein (wenn man es poetisch ausdrücken will "die Seele") im Gehirn das Leben lang aufrecht erhalten hat. Nach dem diese physischen Prozesse eingetreten sind, ist nichts mehr, es tritt ebenfalls die vollständige Abwesenheit, Bewusstseinslosigkeit ein.
In gewisser Weise kann man das mit einem Computer vergleichen (nicht gleichsetzen!), den wir an- und abschalten. Bevor der keinen Strom bekommt, hat der auch kein "Bewusstsein", und es ist wieder gänzlich weg, wenn der Strom abgeschaltet wird (und wenn die Akkus/Batterien rausgenommen werden). Im Gegensatz zu einem biologischen Körper, der nach dem "Abschalten" schnell abgebaut wird, ist ein Computer immer wieder revitalisierbar, solange seine Bestandteile physisch in Ordnung sind. Beim Anschalten hat er dann wieder im Prinzip das gleiche "Bewusstsein", weil physisch keinerlei Veränderungen erfolgt sind (bei längerem Abschalten kann ich mir denken, dass es vielleicht Prozesse geben könnte, die dazu führen, das sich das "Bewusstsein" des Computers ändert, z. B. durch Entmagnetisierung. Das weiß vielleicht ein technisch begabterer Mensch hier).
Vor meiner völligen Nichtexistenz kann ich keine Angst haben. Ich empfinde ja auch kein Unbehagen bei dem Gedanken, dass es mich als Person vor der Entwicklung meines Bewusstseins nicht gab (beginnend wohl in den letzten Monaten im Mutterleib; abgeschlossen erst einige Zeit nach der Geburt).
Eigentlich stimmt mich der Gedanke sogar positiv, dass dann irgendwann richtig Schluss ist. Es spricht nichts für ein "Nachleben" nach dem Tod oder einer Wiedergeburt (es widerspräche allem, was wir inzwischen tatsächlich über die Welt wissen
können), und ich empfinde es auch nicht als attraktive Vorstellung, wollte es nicht.
Mein Wissen um meine komplette Endlichkeit, ist übrigens einer der Hauptgründe für mein soziales Engagement.
Angst habe ich nur vor Schmerzen. Aber letztlich kann man alle physischen Schmerzen in den Griff kriegen (wenigstens hier in unseren Ländern, wo wir ein grundsätzlich gut funktionierendes Gesundheitssystem haben). Ich habe bislang Glück gehabt, dass ich nie furchtbare Schmerzen haben musste, selbst bei einer längeren, lebensbedrohlichen Krankheit nicht.
Nein, ich behaupte nicht, fertige Antworten zu haben.
Fertige Antworten gibt es in selten.
Aber ich habe gute Wegweiser.
Das glaube ich dir gerne.