Manche sagen auch, dass Mozart seine Begabung aus einem vorherigen Leben genommen haben muss
Da kann man nichts machen: Leute behaupten allerlei Unsinn, und manche glauben auch an den Weihnachtsmann.
(und selber dran glaubte),
Dafür gibt es exakt Null Hinweise in den Äußerungen Mozarts. Die sind hervorragend ediert und gut verfügbar (acht Bände, sehr empfehlenswerte Lektüre, nicht zuletzt die ausführlichen Reisebeschreibungen).
weil ein Kleinkind oder wann er damit anfing, nicht über dieses Wissen verfügen kann, wofür ein Erwachsener jahrelange Übung braucht.
Mozart begann wie alle Kinder vom Anfang an und verfügte über kein Vorwissen (schon gar nicht aus vermeintlcihen früheren Existenzen).
Er wuchs in einer höchst musikalischen, hoch gebildeten Familie heran und bekam von frühestem Alter an eine gediegene Ausbildung. Das war in einem Zeitalter, in dem in seinem Metier Improvisation einen überragenden Stellenwert einnahm (das änderte sich erst im Lauf des 19. Jh.). Wer von klein auf in Improvisation geschult wird, kann eben bei günstigsten Umständen sehr früh zu Höchstleistungen darin kommen, und das war offenbar bei Mozart der Fall. Das sich manche all das heute nicht vorstellen können, steht auf einem anderen Blatt.
Dass er hochbegabt war, darüber kann kein Zweifel bestehen. Er muss außerdem eine sehr schnelle Auffassungsgabe und ein fotografisches Gedächtnis gehabt haben.
Er hatte es immer leicht, Kontakt zu machen und war eine sehr extrovertierte Persönlichkeit. Die Extrovertiertheit drückt sich auch darin aus, das ihm in gewisser Weise alles zum Theater gerinnt. Seine Briefe sind oft kleine Scenen, seine Musik ist auch im Instumentalen theatermäßig, gestisch, plastisch - niemals ist Langeweile oder Stillstand (wenn man die Musik dagagen so weichgespült hört, wie es eine gewisse Aufführungstradition will, wird diese nötige Theatralik, ja Dramatik, völlig verfehlt).
Seine Sprachkenntnisse waren auch früh schon sehr weitreichend: Latein, Italienisch, Französisch, alles fließend. In seinen Briefen wandert er oft durch alle Sprachen, die er beherrscht. Wortspiele, Wortwitz in mehreren Sprachen parallel. Wahrscheinlich hat er in London auch schnell Englisch gelernt – ich kann mich jedoch nicht erinnern, dass er irgendwo in englischer Sprache schreibt. Tschechisch wäre noch einen Gedanken wert (wegen der Kontakte nach Prag: der
Don Giovanni wurde dort uraufgeführt), aber vielleicht bot die gewisse soziale Trennung zw. deutsch sprechender Oberschicht und dem "gemeinen" Volk keinen Anlass für ihn, sich damit zu beschäftigen.
Es gibt keinen Anlass zu irgendwelchen Phantasien darüber, dass Mozart seine Fähigkeiten gewissermaßen von außerhalb seiner gewöhnlichen Existenz erhielt. Unter seinen frühen Sachen aus der Kinderzeit gibt es
keine Geniestreiche. Es gibt deutliche Entwicklungen (auch in der Qualität).
Dass seine Improvisationskünste die Leute früh in den Bann schlugen, ist einfach erklärbar: Ab einem gewissen Grad an Komplexität ist auch einem musikalisch gebildeten Zuhörer nicht mehr möglich alle komplexen Stränge zu verfolgen. Diesen Grad an Komplexität, bei gleichzeitiger allgemeiner Verständlichkeit hat Mozart als Imrpovisator wohl sehr früh schon erreicht und überschritten. Dass er den Menschen dann als "göttliches" Wunderkind erscheint, ist klar.
Die Heroengeschichtsschreibung des 19. und 20. Jh. liegt den falschen Vorstellungen zugrunde, ebenso die verbreitete Unkenntnis über Musik und die sozialen Bedingungen für ihre Ausübung.