So, ein wenig differenzierter:
Ce: Wenn Du danach fragst, welche Kenntnisse oder Voraussetzungen ich für meine Berufsausübung brauche, müsstest Du erstmal danach fragen, in welchem Beruf ich überhaupt tätig bin. Wäre ich ein evangelikaler Prediger, wäre ich sicher mit meinem Zugang fehl am Platze. Auch als Theologe wäre das von mir kurz angerissene Verständnis nicht unbedingt das richtige, obwohl wissenschaftlich arbeitende Theologen dem auch nicht widersprechen würden, wenn sie auch glauben, dass dahinter noch Gott am Werk ist, was ich ja gar nicht unbeding bestreite, sondern nur sage, dass Gott sich wissenschaftlicher Methoden entzieht. Nun bin ich aber weder Prediger, noch Theologe, sondern Religionswissenschaftler, und verstehe mein Fach in etwa wie hier beschrieben:
https://www.dvrw.uni-hannover.de/rewi0.html Für Religionswissenschaft wäre ich ungeeignet, würde ich behaupten, es sei eine wissenschaftliche Aussage, dass Gott die Bibel geschrieben oder diktiert habe.
Mein Hinweis auf die Religionsgeschichte bedeutet, dass wir Gewaltanwendungen im Namen des Glaubens in allen in Religionen finden, auch wenn die jeweilige Theorie das längst nicht alles gut heißt. Das meinte ich, dass es darauf ankomme, was Menschen daraus machen. Aber darüber haben wir schon viele fruchtlose Diskussionen geführt.
Und doch tun die Stregen unter den Dschihadisten genau das, was ich sage: Sie beauftragen oder inspirieren Attentäter nicht nur aus dem Grund, durch sie Menschen töten zu lassen, sondern den Hass der Nichtmuslime auf den Islam generell anzufachen, um so einen Keil in die Gesellschaft zu treiben. und hoffen, auf diese Weise Muslime dazu zu bewegen, sich den Terroristen anzuschließen, weil sie sich von Nichtmuslimen nur gehasst fühlen. Und insofern arbeiten alle die Islamhasser ihnen in die Hände.
Dass "die Erfolgsgeschichete des christlichen Westens" - also technischer Fortschritt, Ausbeutung der Erde, Kolonisierung der Welt, zwei Weltkriege usw. - alle auf der Bibel basieren, ist Unsinn. Die Bibel ist eine wichtige Inspirationsquelle für die Kuturen, deren Mitglieder sie "christlich" nennen, aber nur eine unter vielen. Christentum ist auch nicht nur Biblizismus, sondern auch Philosphie, Tradition, religiöse Erfahrungen, Weltzugewandtheit und Weltabgewandtheit und vieles mehr.
"Sola Scriptura" ist aus der aktuellen kirchlichen Situation des 15./16. Jh. in Deutschland heraus zwar ein verständliches Postulat Martin Luthers gewesen, auf die Dauer gesehen aber ein zu enges Korsett für den freien Heiligen Geist, um es jetzt mal nicht religionswissenschaftlich, sondern religiös auszudrücken. Jesus wäre damit sicher nicht einverstanden gewesen. Muhammad vielleicht schon.
LG, Micha