Liebe Mitdialogisierer,
jetzt habe ich wieder einen eigenen Beitrag bzw. zwei Beiträge, deren ersten ich vor einer Woche und deren zweiten ich heute im Zug auf dem Weg nach Bielefeld schrieb:
1. Ein religiöser Wahrheitsbegriff für die pluralistische Theologie:
Je respektvoller und toleranter anderen Wahrheitsansprüchen gegenüber ein Wahrheitsanspruch ist, desto wahrer ist er selber und je intoleranter und despektierlicher er ist, desto weniger wahr ist er.
Dieser Wahrheitsbegriff misst sich nicht an wissenschaftlichen Verifikations- und Falsifikationsmethoden, sondern an soteriologischen Maßstäben mit soziologischen und psychologischen Dimensionen. Und zwar geht er davon aus, dass wir Menschen zugleich Individuen mit je eigenen Bedürfnissen nach Selbstverwirklichung sind und zugleich Gemeinschaftswesen, die ohne andere Menschen nicht auskommen. Das erstgenannte Bedürfnis benötigt Freiräume zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und somit auch Wahlmöglichkeiten, das zweitgenannte Bedürfnis benötigt eine Solidargemeinschaft, die einen trägt und in ihrer Solidarität die zuvor genannten Freiräume ermöglicht. Eine Vielfalt an religiösen Orientierungsangeboten ist förderlich für die Wahlmöglichkeiten, und ein friedliches Miteinander der unterschiedlichen Anbieter ist förderlich für die Solidarität. In einer von solchen Religionen geprägte Gesellschaft kann jeder „nach seiner eigenen Façon selig werden“, die einzelnen Religionen können in einem fairen Wettbewerb ihre Lehren und Heilswege anbieten und die Menschen können frei und ungezwungen diese Angebote miteinander vergleichen und das ihnen Plausible auswählen oder aber nach noch weiteren Alternativen Ausschau halten oder gegebenenfalls eine neue Lehre entwickeln, die dann für sie stimmig ist und eventuell auch noch für andere.
Der Begriff religiöser Wahrheit ist hier also einerseits ein diesseitiger, da er die Frage nach der Transzendent verschiebt, anderseits aber insofern ein ganzheitlicher, als er den Menschen in seiner individuellen und gemeinschaftlichen Dimension wahr- und erstnimmt. Die Frage nach der Transzendenz entzieht sich nicht weniger den wissenschaftlichen Verifikations- und Falsifikationsmethoden, bringt aber, wenn man in Bezug auf transzendente Lehrinhalte Absolutheitsansprüche erhebt, Unfrieden über die Menschen, und zwar sowohl über die Individuen, als auch über die Gesellschaft. Transzendente Überzeugungen dürfen geäußert werden, man darf für ihre Plausibilität argumentieren, aber immer unter dem Vorbehalt, dass sie nicht wissenschaftlich bewiesen werden können, ihre Plausibilität letztlich also von anderen Voraussetzungen als von wissenschaftlichen abhängt. Diese anderen Voraussetzungen können historischer, psychischer, sozialer Art sein, aber auch solche, die einer lehrimmanenten Logik folgen. Unter letzterem verstehe ich Argumentationsfiguren, die dann plausibel sind, wenn man bestimmte religiöse Axiome als gegeben annimmt und von diesen ausgehend logisch weiterdenkt. Das wären dann theologische Denkwege bzw. in Religionen ohne Gott z.B. buddhologische, dharmalogische oder welchen Begriff man als entsprechend passend empfindet - wenn man zum Beispiel biblische Wahrheiten mit bibelinternen Verweisen beweisen will oder auf buddhistischen Meditationen beruhende Erkenntnisse mit dem Verweis, man solle nur selber meditieren, dann erkennte man sie auch selber. Es gibt natürlich Mischformen von solchen religionsinternen und über die Religionen hinaus weisenden wissenschaftlichen Argumentationsfiguren, zum Beispiel, wenn man naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse so interpretiert, dass sie zu den religionsinternen Lehraussagen passen. Alle diese Argumentationen dürfen und sollen geschehen, aber sobald jemand seine Argumente immunisiert, indem er Menschen mit andere Ansichten als ungläubig oder irrlehrend bezeichnet, verliert der Wettbewerb an Fairness. Einem Absolutheitsanspruch einer Seite folgt unweigerlich ein Absolutheitsanspruch einer anderen Seite, und keiner kann mit den je eigenen internen Argumentationsfiguren dem anderen das Wasser abgraben. Es stehen unbeweisbare Aussagen gegen unbeweisbare Aussagen, die Menschen, die sich auf der Suche befinden, werden verunsichert und sich entweder einer für sie passend erscheinenden Lehre anschließen und diese wiederum mit Absolutheitsanspruch vertreten oder sich enttäuscht generell von religiösen Themen abwenden. Streitigkeiten zwischen religiösen Menschen fördern gleichermaßen den religiösen Fanatismus und die Religionsfeindlichkeit. Beides kann nach meinem Verständnis, das nur menschlich zu sein beansprucht, nicht heilsam und daher nicht soteriologisch wahr sein.
Dieser Wahrheitsbegriff ist somit ein funktionaler und pragmatischer, da er es den Menschen ermöglicht, mit ihren Mitteln das Heil anzustreben, in eigener Verantwortung und Freiheit. Sollte Gott es nötig haben, alle Menschen zu verdammen, die sich in der Vielfalt der Möglichkeiten nicht einer einzigen fest umrissenen, nur intern zu beweisenden Lehre anschließen, die anzunehmen es viele Voraussetzungen braucht, die nicht alle in der Macht des Menschen liegen?
2.Warum ich soteriologische Absolutheitsansprüche ablehne:
Kurz gesagt lehne ich soteriologische Absolutheitsansprüche, also Glaubensaussagen, nach denen man das Heil nur erlangen kann, wenn man eine ganz bestimmten religiösen Lehre zustimmt und sich für diese eine Lehre und gegen alle anderen entscheidet, ab, weil keine religiöse Lehre im wissenschaftlichen Sinn bewiesen werden kann und derartige Absolutheitsansprüche Unfrieden über die Menschen bringen.
Ich selber bin am häufigsten mit christlichen Absolutheitsansprüchen konfrontiert. Ihre Vertreter behaupten, es sei heilsrelevant, sich für Jesus und gegen alle anderen religiösen Stifter, Lehrer, Meister usw. zu entscheiden und die Bibel so zu studieren, dass sich dieser Absolutheitsanspruch aus der inneren Logik der Bibel her als wahr beweise. Wer sich nicht in diesem Sinne für Jesus entscheide und in diesem Sinne die Bibel studiere, werde am Jüngsten Tag nicht gerettet werden. Entsprechende Absolutheitsansprüche gibt es aber auch in anderen Religionen, dort natürlich inhaltlich anders gefüllt.
Handelt es sich bei diesen exklusivistischen Christen um Evangelikale, kommt noch die Lehre von der alleinigen Rechtfertigung durch den Glauben und nicht durch Werke hinzu, wobei der Begriff „Religion“ dann im Sinne eines vergeblichen Versuches des Menschen, sich aus eigener Kraft Gott zu nähern dem Begriff „Glauben“ als Annahme des stellvertretenden Opfertodes Jesu für unsere Sünden entgegengesetzt wird, also beeinflusst von Karl Barth.
Ich wurde schon oft mit diesem exklusiven Heilsanspruch konfrontiert, und kann, da ich ja christlich sozialisiert bin, nicht verhehlen, dass er mir emotional nahe gegangen ist und mich in Gewissensnöte gebracht hat. Letztlich habe ich mich aber dagegen entschieden, also nicht gegen Jesus, sondern gegen den Anspruch, nur durch einen im oben genannten Sinn definierten Glauben das Heil erlangen zu können. Ich sehe darin keine Entscheidung gegen Jesus, weil ich in ihm einen wichtigen Lehrer und ein wichtiges Vorbild sehe und eine Orientierung an ihm als heilsförderlich ansehe, aber nicht als heilsnotwendig. Auch der von christlichen Exklusivisten oft zitierte Ausspruch „Niemand kommt zum Vater denn durch mich“ ändert daran nichts, was ich im Folgenden begründe.
Der Gott, von dem Jesus predigte, ist ein Gott, der die Menschen liebt. Er ist ein Gott, den die Menschen mit „Vater“ oder gar „Papa“ anreden dürfen, also ganz vertraulich. Nach christlicher Lehre kam Jesus auf die Welt, um die Menschheit zu retten, und zwar aus seiner Liebe für uns Menschen heraus. Nun wirkte Jesus in einem ganz bestimmten Umfeld, das geographisch, historisch, gesellschaftlich und auch religiös, nämlich jüdisch, geprägt war und sich somit in vielen kulturellen Eigenschaften von anderen Situationen unterscheidet. Jesu Worte waren den Menschen, denen er predigte, leichter verständlich als sie anderen Menschen anderer Kulturen sind. Aber auch damals verstanden nicht alle, was er meinte, sondern sahen sich durch ihn in ihrer Macht, in ihren Gewohnheiten, in ihren Traditionen und somit die gesellschaftliche und politische Ordnung gefährdet. Deshalb wurde Jesus letztlich (bzw. vorletztlich, wenn man an die Auferstehung denkt) hingerichtet. Selbst im Sterben soll Jesus Gott noch gebeten haben, seinen Mördern zu verzeihen, weil sie nicht gewusst hätten, was sie tun. Insofern ist Jesus ein Beispiel für eine unerschütterliche Liebe zu den Menschen, der nur ihr Heil im Sinn hatte. Wenn man die oben genannten Aussage, dass man nur durch ihn zum Vater komme, in den Kontext dieser Bitte um Entschuldigung seiner Mörder setzt, dann kann man ihn so interpretieren, dass Jesus seinen Vater darum bittet, allen zu verzeihen, die nicht wissen, was sie tun, und dass das eine Möglichkeit ist, durch Jesus zum Vater zu kommen, selbst wenn man sich nicht für ihn entschieden hat.
Nun sind aber christliche Exklusivisten der Auffassung, dass jeder Mensch, dem das Evangelium gepredigt wird, sich nicht damit heraus reden könne, nicht Bescheid zu wissen. Sie behaupten, es sei doch alles klar verständlich, wenn man die Bibel nur auf die richtige Weise studiere. Das könne man natürlich ablehnen, womit man sich aber versündige und somit sein eigenes Unheil, also seine Nichtrettung am Jüngsten Tag, selbst zu verantworten habe. Jeder Mensch habe die Möglichkeit, sich für oder gegen Gott zu entscheiden, und das sei dann eben eine Entscheidung gegen Gott. Sie sagen auch, dass die Menschen damals, die Jesus verurteilt haben, seine Botschaft richtig hätten verstehen können, und zwar aus der hebräischen Bibel heraus, wenn sie sich nur darauf eingelassen hätten. Jesu Bitte um Entschuldigung der Menschen, die ihn verurteilt und umgebracht haben, zeigt aber, dass sich selbst ihre Entscheidung gegen ihn seinem Willen nach nicht negativ auf Ihr Heil auswirken solle. So verstanden wünschte sich Jesus einen Gott, der verzeiht und keinen, der bestraft. Und wenn die christliche Lehre der Dreieinheit Gottes stimmt, dann war Jesus Gott, womit Gott sich selber als verzeihend und nicht als bestrafend wünschte. Wenn aber Gott zugleich allgütig und allmächtig ist, wie es die christliche Lehre ja auch lehrt, dann ist sein Wunsch zugleich Realität, das heißt, es wird allen Menschen verziehen, auch denen, die sich gegen ihn entscheiden.
Es gibt aber noch einen anderen Grund, der mich christliche soteriologische Exklusivitäts- oder Absolutheitsansprüche in dem oben erklärten Sinne entscheiden lässt. Der Glaube gilt als Gnadengeschenk Gottes. Gott könnte, so heißt es in der Bibel, z.B. im Buch Exodus, auch bewirken, dass sich jemand gegen ihn entscheide. So verstockte er zum Beispiel das Herz des Pharao. Dieses Handeln Gottes am Pharao mag für die Heilsgeschichte des Volkes Israel wichtig sein, weil nur dadurch, dass die Ägypter auf Befehl des Pharaos die fliehenden Israeliten verfolgt haben, konnte Gott ihnen seine Rettung anbieten und zum Beispiel das Wunder der Teilung des Roten Meeres vollbringen. Wäre der Pharao ein freundlicher Mensch und sein Herz nicht verstockt gewesen, hätte er die Israeliten einfach ziehen lassen. Gott hat ihm laut Bibel die sieben Plagen geschickt und eben sein Heer im Roten Meer versenkt, und ihn nach altisraelitscher Auffassung somit nicht verziehen, sondern ihn bestraft, aber nach der Ethik Jesu wäre ihm auch zu verzeihen gewesen, zumal er ja, da Gott sein Herz verstockt hat, im Auftrag Gottes gehandelt hat. Nach meinem Gerechtigkeitsverständnis wäre Gott sehr ungerecht, wenn er jemanden dafür bestrafen würde, dass ihm nach dem Wunsch Gottes, das Herz verstockt war. Der Pharao hatte da eben keine freie Wahl.
Der Glaube an Gott, an Jesus, an Jesu Opfertod und Auferstehung und so weiter liegt also keineswegs alleine in der freien Entscheidung des Menschen. Er ist eher ein Geschenk Gottes. Ein Mensch wird gläubig, des anderen Herz wird verstockt, ohne dass eines von beiden alleine in der Entscheidungsfreiheit des Menschen läge.
Oben schrieb ich, dass Menschen aus anderen Kulturen die Lehre Jesu ohnehin nicht so leicht verständlich sei wie den Menschen aus Jesu Umfeld. Christliche Missionare haben deshalb sehr viele Anstrengungen unternommen, den Menschen die Lehre Jesu in für sie verständlichen Worten zu erklären. Schon alleine, dass das Neue Testament auf Griechisch statt auf Aramäisch, der Sprache Jesu, geschrieben wurde, ist eine Methode, den Menschen der griechischen Kultur die Lehre Jesu näherzubringen und verständlich zu machen. Jede weitere Bibelübersetzung und jede theologische Literatur dazu ist ein weiterer methodischer Schritt. Zugleich entfernt man sich mit jedem Schritt ein wenig von der ursprünglichen Unmittelbarkeit der Gegenwart Jesu.
Mir geht es jedenfalls so, dass nicht alle Punkte seiner Lehre mir unmittelbar einleuchten. Ich kann vieles leichter annehmen, wenn ich es als Metapher oder Allegorie sehe, als wenn ich es wörtlich nehme. Das gilt auch für das personale Gottesbild und die Rede von Gott als Vater. Das geht mir auch so bei vielen anderen religiösen Lehren. Um sie für mich plausibel zu machen, muss ich sie deuten, interpretieren, übersetzen. Wenn ich das tue, öffnen sich mit Möglichkeiten des Verstehens. Mein Verständnis ist dann aber ein anderes als das der Evangelikalen. Meine Entscheidung gegen evangelikale Interpretationen ist also keine bewusste und absichtliche Entscheidung gegen Gott oder Jesus, sondern nur eine Entscheidung gegen Interpretationen, die mir nicht plausibel sind. Nun könnte ich sagen, ich verstünde eben nicht alles, weil ich nur ein Mensch bin, und solle nun den Glaubenssprung wagen und mich einfach für die Torheit Jesu und gegen die Weisheit der Griechen entscheiden. Diese Entscheidung sei heilsam. Das kann ich mir gut vorstellen, dass eine Entscheidung, die einem die Last des Verstehenmüssens nimmt, heilsam ist, befreiend, entlastend und somit auch neue Möglichkeiten das Handelns eröffnend. Das ist aber unabhängig vom Inhalt der Lehre, für die man sich entscheidet. Auch Muslime, die sich entsprechend für eine fundamentalistische Lesart des Islam entscheiden, erleben diese Befreiung. Sie ist durchaus psychologisch zu erklären.
Wenn ich mir nun aber vorstelle, ich würde mich dafür entscheiden, dass nur die evangelikale Lesart des christlichen Glaubens heilsnotwendig sei und alle anderen Interpretationen des Christentums oder gar alle anderen Religionen und nichtreligiösen Weltanschauungen in Unheil führen, dann sähe ich folgende Möglichkeiten:
1. Ich sähe mich aus meiner Nächstenliebe heraus dazu verpflichtet, möglichst viele Menschen von meinem Glauben zu überzeugen, damit sie gerettet würden. Ich würde ihre Rettung also von meiner Leistung abhängig machen. Das würde aber doch der Lehre vom Glauben als Gnadengeschenk widersprechen. Mein Glaube und meine Anstrengungen, ihn zu verbreiten, wären dann meine Leistung, von der alles abhinge. Oder
2. ich sähe Gott in der Verantwortung, darüber zu entscheiden, ob ein Mensch, der sich bestens Wissens und Gewissens für einen anderen Heilsweg entscheidet, gerettet wird oder nicht. Sollte ich der Auffassung sein, er würde nicht gerettet, dann wäre, wie oben angedeutet, Gott letztlich ungerecht oder gar grausam. Einem grausamen Gott möchte ich mich aber nicht glaubend anvertrauen. Oder
3. es wäre allein in der Verantwortung der Menschen, sich für oder gegen Gott zu entscheiden. Ich müsste ihnen zwar die Lehre anbieten, wie sie sich entscheiden, wäre dann allein ihre Sache, und ob Gott sie dann rette, wäre seine Sache. Mit dieser Vorstellung könnte ich leben, da ich die Möglichkeit, dass Gott aus seiner Liebe heraus doch alle rette, nicht ganz verneinen würde.
Was mir jedenfalls zuwider laufen würde, wäre die Vorstellung, ich selber sei durch meinen Glauben gerettet, und das Schicksal der Menschen, die sich gegen meinen Glauben entschieden hätten, sei mit letztlich egal. Die Vorstellung, ist würde mich dann zufrieden zurücklehnen und die Welt in ihrer Verbohrtheit zugrunde gehen lassen, und dann vielleicht auch noch schadenfroh mit zusehen, wie jemand, der meine Versuche, ihn zu bekehren, abgelehnt hat, dann von Gott abgelehnt würde, ist mit sehr zuwider. Und ein Gott, der damit mitmachen würde, wäre nicht der Gott, den zu lieben weil er mich liebt, Jesus mir anempfohlen hat und den Jesus um Verzeihung für seine Richter und Henker gebeten hat. Er wäre in Gott der Rache und der Bestrafung, der seine Geschöpfe, seine Kinder nicht liebt, sondern bedingungslosen Gehorsam verlangte, eine Eigenschaft, die Evangelikale oft dem Gott des islamischen Glaubens unterstellen und ablehnen.
Somit entscheide ich mich dafür, die Lehre Jesu als heilsförderlich zu sehen, und zwar für den Einzelnen wie für die Gemeinschaft, aber nicht in ihrer wortwörtlichen Annahme als heilsnotwendig. Ist Jesus der menschgewordene Gott, der seinen Nächsten liebt wie sich selbst, dann rettet er jeden, auch die Mörder. Was ich mir als Mensch dann aber wünsche ist, dass die so trotz ihrer Verbrechen geretteten, sehen und einsehen, was sie falsch gemacht haben, dass sie bereuen und dass es ihnen schrecklich Leid tut und dass sie für eine Weile zumindest die Schmerzen ihrer Opfer mitfühlen und durch diese Schmerzen gereinigt würden. Ich wünsche mir also ein Purgatorium , ein Fegefeuer. Und all denen, die trotz ehrlicher Anstrengung sich für eine nicht korrekte Anschauung über Gott und die Welt entschieden habe, mögen die Augen aufgehen, sie mögen ihre Irrtümer, die sich nicht verschuldet haben, erkennen und herzlich über ihre Dummheit lachen. Vielleicht bin ich ja einer dieser Dummen. Wie sagte Karl Hoheisel immer gerne: „Der Mensch dachte und Gott lachte.“
Könnt Ihr damit was anfangen?
LG, Michael