Hallo Ihr Liebenden alle!

Der Vergleich mit der Liebe kam mir auch in den Sinn. Man kann natürlich Liebe auf biochemische Prozesse reduzieren, so wie alle Gedanken und Gefühle. Michael Ende fragte mal: "Welche elektrophysikalische Prozess im Gehirn hat eigentlich den Gedanken hervorgebracht, dass Gedanken nichts anderes seien, als elektrophysikalische Prozesse im Gehirn?"
Ich bin ein Gegner einer solchen Reduktion, weil dann nichts übrig bliebe von unseren Werten, keine Grundrechte, keine Menschenwürde, kein Mitgefühl usw. alles wäre nur noch Kybenetik. In so einer Welt möchte ich nicht leben.
In einer Welt, in der Menschen vorgeschrieben wird, was sie zu glauben haben, um gerettet zu werden, möchte ich auch nicht leben.
Ich erzähle mal etwas von meinem Lebens- und Glaubensweg:
Meine Mutter war römisch-katholisch, mein Vater von klein auf evangelisch, ist aber konvertiert, damit sein Kinder nicht zwischen zwei Kirchen stünden. Ihm war das ziemlich einerlei. Seine Devise war: "Gott ist die Natur, alles andere ist Menschenwerk." Viel wichtiger als dieser Satz ist die Liebe, mit der meine Eltern und meine drei älteren Geschwister mich erzogen haben. Sie gaben mir das Urvertrauen in das Leben mit, ohne das ich nicht glauben würde.
Meine katholische Erziehung war also recht locker, eher kirchenfern, aber mit Religionsunterricht, Beicht-, Kommunions- und Firmunterricht usw. Das alles berührte mich nicht so sehr intensiv. Aber Jesus hatte mich schon beeinflusst. Ich mochte bei Bandenspielen auf dem Schulhof nie Partei ergreifen, sondern spielte den Sanitäter. Das war in der Grundschule. Im 5. oder 6. Schuljahr ging ich auch mal zwischen zwei Streithähne mit den Worten "Im Namen Jesu Christi, auseinander!" dazwischen.
Ich begann erst so mit 16 Jahren oder so, mich intensiver mit Religion und Philosophie, die für mich untrennbar zusammen gehörten, zu beschäftigen. Eine Cousine meiner Mutter schenkte mit die Bhagavad Gita und das Tao Te King, zwei Bücher, die ich andächtig las und worin ich das Heilige oder Göttliche spürte. Ich las dann auch die Bibel und Heiligenviten und -legenden. Überall spürte ich denselben göttlichen Geist. Es war alles für mich eine Einheit, und die Unterschiede erschienen mir oberflächlich und menschengemacht.
Beruflich machte ich einige Umwege (Bundeswehr und Forstwirtschaft), bis ich dann endlich Religionswissenschaft studierte, wobei mich über das Wissenschaftliche hinaus das Religiöse immer auch interessierte. Religiöse Wahrheit suchte und fand ich immer in den Lehren, in denen die Religionen übereinstimmten. Die Unterschiede sah ich als wichtig für die Wissenschaft an, aber als unwichtig für die Religion.
Inzwischen kann ich die Unterschiede auch religiös wertschätzen, denn sie sind mir nun verschiedene Perspektiven, die einander ergänzen. Reinhard Kirste nennt das "Komplementarität der Religionen" (vgl.
http://religiositaet.blogspot.de/2013/02/intra-projektpreis-fur-komplementaritat.html).
Ich bin seit über 20 Jahren auch Mitglied in der Deutschen Buddhistischen Union, da ich 1986 seit einer Sri Lanka-Reise angefangen habe, mich intensiver mit dem Buddhismus zu beschäftigen, der mir vorher zu pessimistisch zu sein schien. Katholik bin ich trotzdem noch. Aber wir in meinem Text über "Meine Religion" erklärt, sind diese Mitgliedschaften nur eine äußere Hülle, während mein Glaube innerlicher ist.
Ich habe jetzt vieles ausgelassen, so z.B. den Bibelkries in der Fachhochschule für Forstwirtschaft, will jetzt aber mal schließen, da ich gleich auf dem Rechner "Terra X" sehen will, da unser Fernsehreceiver kaputt ist. Ich kann ja noch was hinzufügen, oder Ihr fragt, was Ihr noch wissen wollt.
Spannend für Euch könnte vielleicht sein, warum ich einen soteriologischen Absolutheitsanspruch ablehne. Später!
LG, Michael