Lieber Michael,
jetzt habe ich gerade ein bisschen Zeit, da kann ich dir endlich antworten.
Natürlich kann man nicht alle ZJ über einen Kamm scheren, fest steht aber trotzdem, daß sie der Lehre der WTG folgen müssen. Ich habe auch einige sehr nette ZJ kennen gelernt, sage also sicher nicht, daß sie alle gleich sind.
Es gibt ja auch welche, die es wagen, heimlich andere christliche Literatur zu lesen, weil ihnen irgendwann der Verdacht kommt, daß mit ihrer Lehre etwas nicht stimmen könne. Erwischen lassen dürfen sie sich dabei aber nicht. Im Normalfall werden sie vor die Leitende Körperschaft zitiert und ernstlich ermahnt und man vertraut ihnen nicht mehr wirklich. Aber ich will darüber jetzt keinen ganzen Roman schreiben. Es gibt genug Bücher von ehemaligen ZJ, die erst durch das Lesen und Studieren einer ordentlichen Bibelübersetzung schön langsam zum Glauben fanden.
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Wenn du erwartest, daß dem Hören von Reggae Musik etwas vorausgegangen sein muß, kann ich dich leider nur enttäuschen

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Ich hatte in der Schule den normalen Religionsunterricht, mehr nicht. Meine Eltern waren katholisch, obwohl meine Mutter in ihrer Kindheit eigentlich evangelisch getauft war. Damals übernahm ein total netter neuer Pfarrer die katholische Pfarre in ihrem Heimatort in Deutschland und nicht nur meine Mutter, auch andere Protestanten konvertierten deshalb zum Katholizismus.
Mein Vater hielt nie viel von der Kirche und da er die Angewohnheiten seiner Mutter und deren Freundinnen kannte, nämlich zuerst in der Kirche fromm zu beten und danach draußen über andere Menschen her zu ziehen, wollte er damit nichts zu tun haben und nannte sie Betschwestern. An die Existenz Gottes glaubte mein Vater aber sehr wohl.
So, wieder zu mir. Als Kind ging ich mit meiner Mutter jeden Sonntag in die Kirche, aber das war halt mehr so eine Pflichtübung, man machte es eben. Eines stand für mich allerdings schon damals fest, man betet nicht zu Maria, oder anderen Heiligen, denn Anbetung verdient allein Gott. Deshalb machte ich da nie mit.
Nach der Schulzeit hatte ich dann völlig andere Interessen, auch wenn ich immer an Gott glaubte. Aber ich machte mir darüber nicht viele Gedanken und dachte, das hebe ich mir für später auf. Das ging so meine ganzen jungen Jahre dahin. Mehr war da nicht, selbst wenn du es dir nicht vorstellen kannst.
Ich hörte alle mögliche Musik und da gab es keine religiösen Texte, außer vielleicht den Song der Hamburger Gruppe Frumpy, How the Gipsy was born, den ich liebte. Allerdings deshalb, weil Frumpy eine ganz großartige Band waren, die Rock mit Klassik verbanden und der Keyboarder ein gelernter Kirchenorganist war, der in die Songs Bach Themen einbaute und auch im Stile Bachs spielte. Aber mit Glaube und Religion hatte das trotzdem wenig zu tun. Meine zweite Lieblingsband waren Curved Air, Briten, die allesamt von der Musikakademie stammten und Avantgarde Rock spielten. Es kamen dann noch Eloy dazu und andere Bands, die eher klassisch angehaucht waren.
Ende der 70er gefielen mir dann die Stooges, also eher sehr rauer minimalistischer Rock. Die Punks bezeichneten Iggy and the Stooges ja gerne als die Urväter des Punk Rock.
Ab 1979 wurde ich auf Herman Brood & His Wild Romance aufmerksam. Er wurde der holländische Rock and Roll König genannt und den Titel verdiente er auch. Als Brood damals so groß raus kam (er hatte auch eine kurze Liaison mit Nina Hagen) wurden plötzlich auch etliche andere holländische Rockbands bekannt, White Honey mit der tollen Sängerin Hanneke van Kappen, die heute in den Niederlanden eine eigene Radio und Fernsehsendung hat. Dann Vitesse, Urban Heroes, Phoney & The Hardcore, nur um einige zu nennen. Lange davor gab es schon Cuby & The Blizzard, bei denen Herman Brood als ganz Junger Piano spielte. In München schaffte ich es, sämtliche Cuby & The Blizzard LPs zu bekommen, die bei uns alle als vergriffen galten und nicht mehr erhältlich waren. Manche Fans boten für so eine LP Höchstpreise.
Auf jeden Fall waren mir die Texte in diesen Songs eher egal, obwohl ich sie mir natürlich anhörte, verstanden habe ich sie ja. Aber religiösen Hintergrund gab es da absolut keinen für mich. Ich lebte einfach mein Leben und aus.
Es war eben wirklich so, daß ich erst anfing, nachzudenken, als ich mir die ersten Reggae Platten besorgt hatte und feststellte, daß es da um völlig andere Inhalte als in der Rockmusik ging. Da in den Texten eben öfter auf biblische Inhalte zurück gegriffen wurde, erwachte ich eben kurze Zeit später aus meinem Alltagstrott und begann, mir Gedanken über mein Leben zu machen. So besorgte ich mir dann eben auch eine King James Bibel, da diese meistens in den Reggae Texten verwendet wurde. Erst später besorgte ich mir dann eine deutsche Übersetzung. Für mich stand jedenfalls bald fest, daß der Glaube der Rastafarians voller Ungereimtheiten war. Aber darüber habe ich ja schon geschrieben, also will ich mich nicht wiederholen.
Die Bezeichnung Reggae stammt übrigens nicht von den Rastafarians, sondern von jamaikanischen Christen. Sie bedeutet für den König und für Christen ist Jesus Christus der König, ganz sicher aber nicht Haile Selassie. Es gab einen Jamaikaner, Yabby You, der in seiner Jugend Rasta war und dann aber den Glauben an Jesus Christus fand. Von den Rastas bekam er den eigentlich spöttisch abwertend gemeinten Spitznamen Jesus Dread. Yabby You aber fühlte sich absolut nicht verspottet, sondern trug diesen Spitznamen sein Leben lang mit Stolz. In seinen Songtexten geht es prinzipiell immer nur um biblische Themen und besonders um Jesus. Vieles davon fand ich erst Jahre später heraus. Für mich waren am Anfang alle jamaikanischen Reggae Interpreten Rastafarians.
Übrigens sah ich mal vor ein paar Jahren auf YouTube ein Video, wo ein gläubiger US Pastor mit einem Rastafarian zu diskutieren versucht. Ich schreibe absichtlich versucht, denn das war kaum möglich. Der Rasta (sind ja angeblich alle so friedlich) war voller Hass und brüllte den Pastor die ganze Zeit nur zornig an, er war durch und durch aggressiv. Der Mann wäre doch was für den Interreligiösen Dialog

. Glaub mir, der Dialog würde da schnell untergehen und es wäre nichtmal eine Diskussion möglich.
Also das Wort Irrlehre mußte ich nicht erst kennen lernen, indem ich über den Glauben der Rastafarians las. Da war sonst nichts. Ich hatte ja bis zu dem Zeitpunkt weder die Bibel gelesen, noch mir weitere Gedanken über Gott und Glauben gemacht. Es ist Gott, der einen zum richtigen Zeitpunkt anrührt, von da an beginnt man eben nachzudenken.
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Wie man die Bibel als Christ in der richtigen Weise lesen und studieren soll? Unter Gebet, man bittet Gott durch seinen Heiligen Geist um Führung. Vieles, was man am Anfang nicht versteht, wird einem erst später klar. Den Zeitpunkt, wann man bestimmte Bibelstellen versteht, bestimmt Gott. Das Problem der Menschen, in diesem Fall gläubiger Christen ist jenes, sie können sich, indem sie sich nicht immer führen lassen, auch mal etwas falsch verstehen. Wenn Daniel gesagt wird, daß eine bestimmte Prophezeiung für die Zeit des Endes bestimmt ist, erst dann werden die Verständigen sie richtig deuten, dann ist es zwecklos, stur etwas hinein zu lesen, wenn die Zeit noch nicht gekommen ist, denn daraus wird dann schnell Zeitungsexegese.
Es kommt darauf an, was in der Bibel man studiert, dann ist es sehr wohl heilsrelevant. Wenn man eben zB. bestimmte Prophezeiungen etc. noch nicht versteht, ist das kein Hindernis für den Glaubensweg. Wenn man aber den Worten Jesus und später der Apostel, nicht glaubt, dann sehr wohl, denn davon wird abhängen, wo man die Ewigkeit verbringt.
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Ich kenne die Bücher von Allgeier und anderer Nostradamus Ausleger. Bestimmte Verse wurden zu allen Zeiten anders ausgelegt und dann als erfüllt betrachtet, wenn sich ein bestimmtes Ereignis zugetragen hatte. Nostradamus war Hellseher der in Trance seine Verse niederschrieb. Hellseherei ist okkult und Juden und Christen strengstens untersagt. Es kann schon mal vorkommen, daß bestimmte Prophezeiungen eines Wahrsagers oder Hellsehers sogar in Erfüllung gehen, aber wer die Bibel liest, weiß, warum.
Du siehst ja, Allgeier korrigierte bestimmte Stellen im Lauf der Jahre immer wieder, damit sie diesmal ins Konzept passen. Sowas wirst du in der Bibel nicht finden. Manche christliche Autoren machen das allerdings bei ihren Büchern ebenfalls, da geht es aber weniger um Prophezeiungen.
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Ich unterscheide sehr wohl zwischen Lüge und Irrtum. Wenn ich wissentlich einem Menschen sage, klar, geh du nur deinen Weg, mach es so, wie du glaubst, alle Wege führen zu Gott, dann ist das kein Irrtum meinerseits, sondern eben eine glatte Lüge.
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Stimmt, außer Jesus Jüngern gibt es dann keine Augenzeugen, nur frage ich mich, warum man deren Zeugnis so vehement in Frage stellt? Da kann man schon wieder auf Napoleon verweisen: Die Menschen sind bereit, alles zu glauben, so lange es nicht in der Bibel steht. Wenn es keine außerbiblischen Zeugen gibt, die Jesus persönlich trafen, na ganz einfach, dann ist er eine Erfindung.
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Was die Auferstehung betrifft: Natürlich stimme ich als Christ da mit der Lehrmeinung der Juden und sogar der Moslems überein.
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Keine Sorge, du verhörst mich nicht einseitig, für mich als Christ ist es ja sogar Pflicht, über meinen Glauben Auskunft zu geben, damit erfülle ich den Auftrag meines Herrn Jesus Christus. Ich sehe hingegen keinen Auftrag, als Evangelist in der Welt herum zu reisen, dafür hat Gott schon andere Gläubige bestimmt. Nicht jeder Christ ist zugleich Evangelist, das gab es schon in der Urgemeinde nicht. Jeder hat seine eigene Aufgabe.
Dazu ein kleines Beispiel. In der evangelikalen Gemeinde, die ich damals besuchte, gab es einen jungen Mann, der dort seit drei Jahren hin ging und trotzdem alles, was er dort in Predigten der Ältesten hörte, anzweifelte. Was ihn besonders nervte, man nötigte ihn ständig, sich so schnell wie möglich zu bekehren, morgen könne es bereits zu spät sein. Ich freundete mich mit Wolfgang an, als ich erfuhr, daß er nur eine Gasse von mir entfernt wohnte. Er lud mich zum Essen ein und von da an besuchte ich ihn öfter. Nach einigen Besuchen sagte er dann zu mir: Siehst du Hans, so, wie du mir das alles erklärst, ist es für mich plötzlich ganz klar und du machst es nicht mit Drängen, sondern erklärst mir alles richtig. Wenige Wochen später bekehrte er sich. Gott bestimmt den Zeitpunkt der Bekehrung, nicht die Jünger. Man kann niemand zwingen, sich schnell mal zu bekehren. Es gibt auch welche, denen ich vom Evangelium erzählte, die sich erst Jahre später bekehrten und die erinnerten sich dann plötzlich an mich. Wolfgang ist heute übrigens selbst Ältester in der Gemeinde.
Naja, lieber Michael, du kannst mir ja einfach erzählen, was und wieso du etwas glaubst, was deine Überzeugungen sind. Ich werde dich sicher auch nicht verhören

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@rock aktiv:
Also was ich da so von dir bis jetzt lese, kann ich nur feststellen, daß du einfach fast Wort für Wort abschreibst, was diverse atheistische Seiten im Internet widergeben. Mit einem ernsthaften Hinterfragen hat das wenig zu tun.
Glaub mir, echte Christen sind keine ungebildeten Dummköpfe, die einfach etwas glauben. Du hingegen plapperst ja einfach nur nach, was dir diese sogenannten Freidenker auf ihren Seiten vorgeben. Da werden Bibelverse als angeblicher Beweis für nicht erfüllte Prophezeiungen herangezogen, obwohl es da um Prophezeiungen für das Ende der Zeit geht, die sich natürlich noch nicht erfüllt haben können. Für die Freidenker ist das aber ein Beweis, daß die Bibel irrt. Ich kenne diese Seite und auch etliche andere. Es gab auch mal eine, wo der Autor, ein Wiener Uni Professor, alles widerlegen wollte, was die Bibel sagt. Dabei war der gute Mann ja nichtmal fähig, die richtigen Bibelstellen als Beweis anzuführen. Er irrte sich ständig, denn jene Bibelstellen, die er angab, hatten ein völlig anderes Thema. Das wäre ungefähr so, als wenn ein Deutschprofessor plötzlich Mathematik unterrichten würde, um damit zu beweisen, daß Deutsch keine Sprache sei, oder was auch immer.
So, das war für heute aber wirklich genug, ich habe ja auch noch andere Dinge zu erledigen

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Liebe Grüße,
Hans
PS. ich schrieb damals betreffs Napoleon aus Versehen Hajo, ich meinte natürlich Michael.