Lieber Michael,
naja, was sollte ich sonst schreiben? Man könnte an den ZJ zwar ihren Einsatz loben, allerdings hat dieser ja völlig andere Gründe, als jener von Christen, die ihre Werke durch Gottes Liebe und deshalb aus Liebe zu Gott, vollbringen.
ZJ müssen in der ständigen Angst leben, bei Harmageddon vernichtet zu werden, wenn sie nicht spuren. Natürlich sagt ihnen das die leitende Körperschaft nicht direkt ins Gesicht, aber die Angst ist immer da.
Vor über 30 Jahren erzählte mir ein Kollege, daß bei den Elektrikern ein ZJ arbeite, der könne die Bibel auswendig, der sei so gestrickt wie ich. Ich sagte Josef gleich, daß ich das zu bezweifeln wage, denn durch den WT Unterricht zu lernen, bestimmte Bibelverse, betreffs ihrer Lehren auswendig zu lernen, habe weder etwas damit zu tun, daß man die ganze Bibel auswendig könne, noch, daß die Lehre stimme. Auch dieser ZJ brauchte ständig seine kleinen Taschenbüchlein, um darin nachzulesen, was die WT vorschreibt. Anhand der Bibel allein konnte er gar nichts erklären. Dieser ZJ war aber schon seit 20 Jahren Mitglied der ZJ.
Das Verhalten verschiedener ZJ ist ganz unterschiedlich, es gibt auch welche, die richtig böse werden, wenn man ihnen klar macht, daß ihre Lehre falsch ist. Der Elektriker zB. sagte zu mir später persönlich gar nichts, aber hinter meinem Rücken erklärte er Josef dann, daß ich ein Bock sei und deshalb bei Harmageddon vernichtet werde, da ich die Lehre der ZJ nicht annehmen wollte.
Die Perspektive der ZJ ist immer die gleiche, es ist egal, was man mit ihnen redet. Sie haben es natürlich auch nicht leicht, denn die Masse der Menschen, zu denen sie an die Tür kommen, sagt entweder, sie sei katholisch etc. und brauche das nicht, oder glaubt an gar nichts. Die ZJ müssen aber über ihre "Besuche" Buch führen und alles genau eintragen und danach werden sie dann beurteilt. Da gibt es dann bei zu wenig Einträgen immer wieder mal Rügen und man solle sich gefälligst mehr bemühen, sonst sei man vor Jehova nicht gerecht usw.
Ihre Hausbesuche mit Keilermethoden begründen sie damit, daß ja schon Paulus das gemacht habe. Was für ein Unsinn, Paulus ging nicht von Haus zu Haus und lud Ungläubige zum "Bibelstudium" ein. Die ZJ berufen sich dabei auf Stellen in der Apostelgeschichte und diverse Briefe des Paulus. Nur war das eine völlig andere Situation und die Apostel, eben auch Paulus, predigten öffentlich. Da sie aber immer wieder mal eingeladen wurden, trafen sie sich natürlich auch in den Häusern der verschiedenen Famlien. Mit einem Bibelstudium ala Wachtturm hat das wenig zu tun.
Was die ZJ auch immer wieder gerne als Vorwand verwenden, man könne die Bibel ohne sie ja gar nicht verstehen, man benötige dazu ihre Anleitung. Dabei berufen sie sich dann auf Apostelgeschichte 8, Vers 29, das versuchte der Elektriker auch bei mir. Nach diesem Vers klappte er seine Bibel, so wie man es ihm beigebracht hatte, schnell wieder zu und griff zu einem seiner Büchlein. Nur war er da bei mir an der falschen Adresse, ich verlangte von ihm, auch die folgenden Verse vorzulesen. Uups, das war jetzt aber peinlich. Nachdem Philippus dem Kämmerer erklärt hatte, wer der leidende Knecht ist, von dem Jesaja da schreibt, ließ sich der Kämmerer, da er zum Glauben an Jesus gekommen war, taufen und Philippus zog seines Weges. Der Kämmerer reiste völlig allein, ohne weitere Anleitung zurück nach Äthiopien. Er war der erste äthiopische Christ, lange, bevor man in Europa überhaupt etwas vom Evangelium erfuhr.
Ich fragte den Kollegen, ob er eigentlich wisse, was in Johannes 14, Vers 26 steht. Darauf wußte er keine passende Antwort und druckste herum.
---------
Also daß jeder Mensch nach dem Tod nicht in den Himmel, oder in die "Hölle" kommt, sollte eigentlich jeder Christ wissen, vorausgesetzt, er liest die Bibel. Im Religionsunterricht brachte man uns das jedenfalls nicht so bei, was einem zu denken geben sollte. Übrigens, was die Hölle betrifft, so hast du ja eigentlich selbst im Thread "Ich stelle mich vor" geschrieben, daß Hel die Unterwelt ist, also das Totenreich und von da kommt eben auch das Wort Hölle.
Auch die Gläubigen sind nach dem Tod im Totenreich und ruhen. Aber es ist das, was Jesus eben Abrahams Schoß, oder auch Paradies nennt. Das Paradies hat übrigens nichts mit dem Garten Eden zu tun, wie manche glauben, dieser wird niemals so genannt.
Dann kommen wir mal zu den Historikern. Vielleicht habe ich es ja einwenig krass ausgedrückt, aber wie sollte man es denn sonst ausdrücken, wenn ein Historiker erzählt, zu jener Zeit habe ein Mann namens Jesus gelebt, was sie aber nicht persönlich bezeugen können? Sie schreiben ja nicht, daß Jesus angeblich gelebt habe, sondern es ist sehr wohl eine Tatsache. Wozu sollte ein Historiker sowas erfinden? Er schreibt für die Nachwelt die Geschichte auf und ist nicht Märchenbuchautor. In einem Märchenbuch darf man gerne etwas erfinden, aber in einer geschichtlichen Überlieferung wäre das, falls es gar nicht zutrifft, sehr wohl gelogen.
Als was sollte ich mich sonst bezeichnen, wenn ich meinen Glauben sozusagen verleugnen würde, indem ich behaupte, es sei egal, was man glaubt, Hauptsache man glaubt irgendwas, oder es genüge ja, so halbwegs ein guter Mensch zu sein? Würde ich das tun, dann wäre ich sehr wohl ein Lügner.
Was ein Lügner, eine Lüge, lügen für mich ist? Wenn jemand die Unwahrheit sagt, ist er ein Lügner. Wenn jemand anderen, obwohl sie auf dem falschen Weg sind, sagt, das sei schon in Ordnung, dann ist das sehr wohl eine Lüge. Keine Lüge hingegen ist, wenn man zB. etwas verheimlicht. Das kann einem erstens das Leben retten, falls man in Gefahr ist, außerdem hat man ja noch nichts gesagt. Notlügen kommen allerdings auch im AT vor, zB. bei Abraham und auch bei Isaak. Sie tun das zwar, um ihre Frauen zu schützen, aber es geht fast schief.
Ok, dann kommen wir zu deinen Rückfragen.
Wie es kam, daß ich anfing, mich so für die Bibel zu interessieren? Ich bin seit über 36 Jahren Reggae Fan. Damals hörte ich zuerst mal nur die Musik, weil sie mir extrem gut gefiel. Später fing ich dann an, mich für die Bibel zu interessieren, weil in den Texten immer wieder auch Bibelstellen vor kamen, über biblische Themen gesungen wurde. Du wirst ja sicher den Song Rivers of Babylon kennen, das nehme ich jedenfalls an. Nur stammt er nicht von Boney M, die haben ihn nur gecovert. Das "Original" sang die Reggae Band Melodians schon Jahre zuvor. Wirklich original ist es aber der Psalm 137 und stammt aus der Zeit, als das Jüdische Volk in babylonischer Gefangenschaft lebte.
Falls du dich mit den Rastafarians, bzw. deren Glauben befasst hast, wirst du ja wissen, daß zumindest einige Rasta Häuser (so nennen sie sich) glauben, daß Haile Selassie der wiedergekehrte Messias sei, der nun alle schwarzen Völker zurück in ihre Heimat Afrika bringe, wobei Äthiopien für sie Zion ist.
Ich war, als ich anfing, die Bibel zu lesen, noch längst nicht gläubig, aber eines stand für mich fest. Was die Rastas da glauben, war eine Irrlehre. Als Haile Selassie Jamaika besuchte, empfing er auch eine Abordnung aller Rastahäuser und versuchte, ihnen klar zu machen, daß er nicht Gott und nicht der Messias sei, er sei ein Mensch wie jeder andere und werde eines Tages sterben. Was taten die Rastas danach? Sie behaupteten, das sei eines der vielen Geheimnisse des Herrn, Selassie sei sehr wohl Gott. Komisch ist nur, daß Jesus vor seinen Jüngern keine Geheimnisse hatte. Er redete in der Öffentlichkeit zum Volk in Gleichnissen. Seinen Jüngern erklärte er diese dann aber, als sie allein waren.
In Wien gab es zu diesem Zeitpunkt ein einziges richtiges Reggae Plattengeschäft, das einem Jamaikaner gehörte. Dort saß ich oft stundenlang. Da gab es auch Charlie, einen Wiener mit hüftlangen Dreadlocks. Als ich mal mit ihm über den Glauben der Rastas sprach und erklärte, daß es völlig unbiblisch sei, zu glauben, Haile Selassie sei Gott, meinte Charlie: Aber in der Bibel steht doch, daß EIN Gott kommen werde. Ein Gott? Es gibt nur einen Gott und dieser hat sich in Jesus Christus geoffenbart. Wenn er wieder kommt, wird er nicht als Kaiser von Äthiopien auftreten und schon gar nicht sterben.
Worauf sich die Rastas berufen, ist auch, daß Selassie den Beinahmen Löwe von Juda getragen habe und König der Könige genannt wurde. Klar, weil dieser Titel in Äthiopien üblich war und Selassie angeblich von König Salomo abstammte. Selbst wenn das stimmen sollte, ist es trotzdem kein Beweis. Wer das AT gelesen hat, weiß, wie viele Frauen König Salomo hatte. Als die Königin von Saba Salomo besuchte, weil sie von seiner Weisheit gehört hatte, soll Salomo mit ihr ein Kind gezeugt haben, nämlich Menelik I. Nur, warum steht darüber nichts in der Bibel? Die Rastas benötigen diese Erzählung im äthiopischen Knönigsbuch natürlich, um beweisen zu können, daß Haile Selassie Gott sei. Das widerspricht allen Prophezeiungen, die das Kommen des Messias betreffen. Die Rastas behaupten auch, daß Menelik die Bundeslade mit nach Äthiopien genommen habe. Komisch ist nur, daß es gleich mehrere Kirchen dort gibt, in denen angeblich die Bundeslade aufbewahrt werde. Bei Prozessionen wird dem Volk dann irgendeine Kiste, die mit einem Tuch verhüllt ist, gezeigt. Kein Äthiopier hat diese angebliche Bundeslade jemals gesehen. Biblisch hingegen ist, daß die Bundeslade bei der Zerstörung des ersten Tempels durch die Babylonier, zerstört wurde.
Ich las also damals die Bibel, nur verstand ich wenig. Ich studierte sie auch nicht so, wie man es als Christ sollte. Ich las über weite Strecken das Alte Testament, einiges verstand ich zwar, aber längst nicht, worum es wirklich ging. Dann mußte ich natürlich sofort die Offenbarung lesen, denn auf die berufen sich die Rastas ebenfalls immer wieder. Ich verstand natürlich absolut gar nichts.
Erst als ich damit begann, die Evangelien zu lesen, dämmerte es mir schön langsam. Als ich das Johannes Evangelium las, wurden mir die Augen geöffnet, denn jetzt erkannte ich, was es bedeutet, an Jesus zu glauben und was ER für uns getan hat. Erst da wurde ich gläubig und seit dieser Zeit gibt es nichts, was meinen Glauben erschüttern könnte. Ich werde davon mein Leben lang nicht abweichen. Davor bewahrt uns alle, die wirklich glauben, Gott und es wird sich nichts daran ändern.
Jetzt las und studierte ich die Bibel mit geöffneten Augen und das tat ich jeden Tag, oft viele Stunden lang. Erst viel später las ich dann diverse Auslegungen und christliche Literatur zu verschiedenen biblischen Themen. Ich entdeckte dabei aber auch oft genug, daß manche Ausleger früherer Zeiten und auch zu dieser Zeit, sich bei bestimmten Bibelstellen irrten. Das liegt allerdings nicht daran, daß sie ungläubig wären, sondern, daß sie zu schnell entscheiden. Es ist der Geist Gottes, der uns anleitet, genau, wie Jesus angekündigt hatte. Aber der menschliche Geist kann einem Ausleger trotzdem Streiche spielen, so daß er etwas zu erkennen glaubt, sich aber irrt. Wir sollen keine Zeiten berechnen, was zB. die Zeugen Jehovas immer wieder taten, wir sollen aber auf die Zeichen der Zeit achten. Leider gibt es (hauptsächlich in den USA) christliche Schriftsteller, die reine Zeitungsexegese betreiben und ihrer Fantasie oft freien Lauf lassen. Da wurde schon mal Anfang der 80er angekündigt, daß spätestens 1986 der Dritte Weltkrieg ausbrechen werde, denn die Zeit sei reif dafür, das sage angeblich die Bibel. Wo bitte steht das? Irgendwie schrieben diese Ausleger im Stile der Verschwörungstheoretiker und das störte mich unglaublich. Vieles, was sie damals in Prophezeiungen hinein lasen, entpuppte sich dann als Irrtum. Das passiert, wenn man sich durch seinen menschlichen Geist hineinsteigert, statt sich durch den Geist Gottes anleiten zu lassen.
Dafür passierte in den letzten Jahrzehnten viel, wovon ich damals schon gesprochen hatte, die meisten meiner Mitbrüder aber meinten, das sei eher nicht möglich.
Aber jetzt höre ich auf, denn ich habe einige Arbeit zu erledigen und muß damit heute noch fertig werden.
Liebe Grüße,
Hans