Rocker gesichtet

[Skirtedman]

Ich behaupte dennoch, dass unter den ca. 2000 Besuchern und Besucherinnen bestimmt eine dreistellige Zahl an Männern im Rock bzw. Kleid unterwegs war. Die meisten im Kilt, aber es gab auch Kleider, Leinenröcke und andere weiblich konnotierte Röcke.

LG, Albis

Das ist schon eine bemerkenswerte Zahl.

Ich denke, eine größere Zahl von Männern macht das, um aus ihrer Alltagswelt auszubrechen und damit einen - vielleicht nur alljährlichen - Gegenpol zum sonstigen Lebenstrott zu haben.

Für einige wird das also - wie hier im Forum gelegentlich auch schon zu lesen war - Kleidung für den Ausnahmefall sein, etwas ganz besonderes.

Einige tragen ihre Neigung z.B. zur Gothikszene ja auch bis in ihren Alltag hinein und tragen nicht selten auch manchmal oder ausschließlich in diese Richtung tendierende Alltagskleidung.

Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass einige Männer mit Hang zur Hosenalternative es gezielt in die Gothik-Szene gelockt hat, weil eben dort mehr Bekleidungsformen ungestraft ausgelebt werden können.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass unter den geschätzten dreistellig aufgelaufenen Männern in der Tat auch einige dabei sind - also nicht wenige -, die mit dem Wunsch nach mehr als nur Hose im Alltag sympathisieren.

[Albis]

@Skirtedman: Deine Vorstellungen entsprechen auch meiner Meinung bzw. Wahrnehmung. Ich denke auch, dass viele Männer dort in Hosen mit ihrem Auto aufs Festivalgelände gefahren sind und den Rock nur in diesem geschützten Raum tragen.

Es gab übrigens dort auch einen Verkaufsstand, der Kilts bzw. kiltartige Röcke für Männer und weitere szenekompatible Röcke für Frauen angeboten hat. Der größte Frauenrock war mir leider nicht groß genug. Jedenfalls habe ich auch zwei Männern empfohlen, sich dort einen Rock zu kaufen. Dem einen, weil er mir seit längerer Zeit (ich seh ihn nur sporadisch) erzählt, dass es für ihn keine Röcke zu kaufen gibt. Ob er gekauft hat, weiß ich nicht. Und der andere meinte, er hätte auch Röcke, in die er aufgrund der bösen Kalorien nicht mehr hineinpasst. Und er hat sich fürs Reinhungern statt für den Neukauf größerer Röcke entschieden.

[nasenbaer]

Gestern auf der Heimfahrt von einer kleinen Einkaufstour mit Jugendlichen...

stand ein Mann an der Bahnhaltestelle im kurzen, leicht ausgestellten, schwarzen Rock mit weißem Muster (ich habe nicht erkannt, was es war, wollte auch nicht ewig draufstarren, nur um es zu sehen)...

die Jugendlichen fragten: "Warum trägt der Mann einen Rock?"

eine Betreuerin meinte: "Wahrscheinlich, weil es ihm gefällt", ich sagte dann, dass ich das auch gelegentlich mache...

es ging noch ein Weilchen weiter mit Gedankenspielen, wie es wäre, wenn Männer nur noch Frauensachen und Frauen dafür nur noch Männersachen anziehen würden, warum Frauen auch Männersachen anziehen, Männer aber nur sehr selten auch mal Frauensachen, etc.

Eigentlich wollte ich Bilder von mir im Rock zeigen, hatte aber leider kein Internet bzw. die Fotos noch nicht wieder auf dem Handy, weil ich mein Handy am Wochenende austauschen musste, da hatte der Akku angefangen sich auszubeulen...

[MAS]

Ich sehe, Euer Gespräch ging in die richtige Richtung!

LG, Micha

[GregorM]

es ging noch ein Weilchen weiter mit Gedankenspielen, ...warum Frauen auch Männersachen anziehen, Männer aber nur sehr selten auch mal Frauensachen, etc.

Das mit dem Begriff Männersachen ist ja eine Frage der Definition. Meiner Meinung nach sind Hosen zum Beispiel keine (nur) Männersache, nachdem sie seit 65 Jahren in den Damenabteilungen zum Kaufen sind. Einige Frauen finden zwar bei Männern Hemden etc., sind doch aber selten.

[Skirtedman]

Damit vertrittst Du die landläufige Auffassung von Frauen, die es nicht mögen, wenn ihre Männer Röcke oder Kleider tragen wollen.

Man kann zwar so argumentieren, dieses Argument hat aber einen klotzigen Hinkefuß. Wenn die Form der Bekleidung Geschlechtszugehörigkeit ausdrücken soll, wieso tragen dann Frauen jene Bekleidungsform, die für Männer vorgesehen ist?

Das wäre wie ein Grundgesetz. Gesetzbücher drücken ja nicht nur Strafen und Pflichten aus, sondern definieren in erster Linie Rechte für die Bevölkerung. Würde man nun sagen, für einen bestimmten Teil der Bevölkerung gilt nur das letzte Drittel des Gesetzbuches, für alle anderen alles - schwupps, gäbe es Einwohner zweiter Klasse.

So gesehen sind Männer bzgl. Bekleidung Menschen zweiter Klasse.

Insofern ist die Beobachtung der Jugendlichen in der Sache schon richtig:

es ging noch ein Weilchen weiter mit Gedankenspielen, wie es wäre, wenn Männer nur noch Frauensachen und Frauen dafür nur noch Männersachen anziehen würden, warum Frauen auch Männersachen anziehen, Männer aber nur sehr selten auch mal Frauensachen, etc.

Wenn Hosen für die Männer als einzige Bekleidungsform vorgesehen sind, dann sind Frauen, die Hosen tragen, in Männerkleidung gekleidet.

Man könnte aber auch andersrum argumentieren: Wenn Frauen jegliche Bekleidungsform tragen, dann hat die Form der Bekleidung die Botschaft der Geschlechtszugehörigkeit verloren. Dann sind Röcke und Kleider auch nicht mehr reine Frauensachen. Müssen die Männer halt nur noch anfangen, sich nicht einzig über Hosen zu definieren.

[Skirtedman]

Das bewegt mich gerade zu dieser Formulierung, um sich seiner Allerliebsten mit dem Thema Rock oder Kleid zu offenbaren:

"Duuu, Schatz! Ich definiere mein Mannsein ab jetzt nicht mehr über Hosen!"

[high4all]

Was ist mit Männern, die sich über ihre Kleidung (Hosen/Kleider/Röcke) definieren? Sind das noch Männer, wenn sie nackt sind?

[Skirtedman]

Was ist mit Männern, die sich über ihre Kleidung (Hosen/Kleider/Röcke) definieren? Sind das noch Männer, wenn sie nackt sind?

Antwort da im Thread:
"Duuu, Schatz! Ich definiere mein Mannsein ab jetzt nicht mehr über Hosen!"

[rockfreund]

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[Albis]

In Prag bin ich in der vorigen Woche auf der Suche nach einer Abendveranstaltung zufällig ins Rock Café geraten. Dort spielten nacheinander mehrere junge Rockbands vor einem begeisterten Publikum von 40 bis 50 Leuten. Unter diesen Leuten war auch ein junger Mann in einem knielangen, gemusterten Rock aus weichem, dünnen Stoff, also in jedem Fall einem Damenrock. Ich bin mit ihm dann nach den Konzerten auch ins Gespräch gekommen. Er erzählte mir, dass er auch im Alltag häufig dieses Outfit, welches zudem aus einer lockeren Weste und Krawatte bestand trug. Es geht bei ihm alles in Richtung Punk, wozu auch passt, dass er sich seine Klamotten eher gebraucht beschafft. Ich hoffe, ich habe das richtig wiedergegeben, da ich mir nicht sicher bin, ob ich aus dem Gemisch aus Tschechisch und Englisch alles richtig verstanden habe.

Am Tag zuvor lief am Anděl eine Person entlang, von der ich denke, dass es auch ein Mann im Rock war. Möglichweise war es auch eine queere Person zwischen den Geschlechtern und möglicherweise war der knappe Rock auch eine Hose. Es waren nur wenige Sekunden, dann war die Person wieder in den Menschenmassen verschwunden.

Auf jeden Fall habe ich mich selbst in Prag sehr frei gefühlt und hatte keinerlei Hemmungen verschiedene Röcke zu tragen. Neben tausenden Touristen laufen da durchaus ein paar interessant aussehende Gestalten rum. 

LG, Albis

[GregorM]

Vielen Dank für deinen positiven Bericht, Albis.

[hirti]

Dem schließe ich mich an - schöner Bericht!
Toll finde ich vor allem auch dass du den Mann angesprochen hast, obwohl zu erwarten war dass die Kommunikation sprachbedingt nicht ganz einfach ist.
Ich zumindest freue mich immer wenn ich auch mal angesprochen werde und man meinen Rock nicht nur stoisch ignoriert und der Mann im Rock im Rock Cafe scheint auch gern mit dir geredet zu haben.

[GregorM]

Gestern Nachmittag gegen 16 Uhr in Flensburg in der Hauptstraße. Ein junges Paar, beide wohl Mitte der 20er, passieren an uns vorbei. Wir sitzen an einem Café draußen. Das Paar geht umschlungen, sie plaudern und lachen mehrmals einander zu. Sie ist sehr hübsch mit gepflegtem braunem Haar, einem hellblauen Hemd, weißen Shorts und dito Sneakers. Er trägt ein weißes T-Shirt, weiße Socken und, denke ich mich zu erinnern, schwarze Sneakers. Dazu aber einem - mir - viel zu langen und engen schwarzen Rock, was natürlich total ohne Bedeutung ist. Wichtig nur, dass er einen Rock trägt, und dass er augenschenlich die Unterstützung seiner Freundin geniest. Ich erzähle meiner Frau, was ich eben gesehen habe, aber als sie sich gewendet hat, ist das Paar im Gewimmel verschwunden.

Ich selbst trug den ganzen Tag einen blaukarierten Kilt (Holyrood Tartan), Polo, kurze Socken und Sneakers.

[Albis]

Dem schließe ich mich an - schöner Bericht!
Toll finde ich vor allem auch dass du den Mann angesprochen hast, obwohl zu erwarten war dass die Kommunikation sprachbedingt nicht ganz einfach ist.
Ich zumindest freue mich immer wenn ich auch mal angesprochen werde und man meinen Rock nicht nur stoisch ignoriert und der Mann im Rock im Rock Cafe scheint auch gern mit dir geredet zu haben.

Danke!
Allerdings habe ich nicht die Initiative ergriffen, ihn anzusprechen, obwohl er mir bereits aufgefallen war. Ich war bereits im Gespräch mit ein paar anderen Menschen und er gesellte sich dann dazu.