Ich denke, die innere Haltung wird u.a. auch noch davon abhängen, aus welchem Grund Du Röcke trägst.
Der Grund, wie im Startpost formuliert: "Ich trage den Rock aus denselben Gründen, aus denen die Frauen Hosen tragen. Ich fühle mich wohl und mir gefällt diese Kleidung"
wird ja wohl nicht auf jeden von uns Rockträgern in gleichem Maße zutreffen. Z.B. ist das Rocktragen auch an Identitätsüberlegungen gekoppelt, wird diese Scheu vor was "weiblichem" nicht mehr ganz so groß sein und die Selbstsicherheit wird in mehr weiblichen Rockoutfits leichter zu erreichen sein, als es vielleicht bei mir gewesen ist.
Ich komme aus der Ecke "Ich trage es, weil ich es körperlich bequemer finde". Und so sind meine Vorbehalte gegen allzu weiblichem wesentlich größer (inzwischen gewesen; inzwischen bin ich darin ja auch "geübt")
Ich stelle mal die steile These auf, dass man vielleicht an den ersten zwei, drei Röcken, die man sich gekauft hat, grob erkennen kann, in welche Richtung man tendiert. In welche Richtung des breiten Fächers von Gründen, warum Rock, und Maß der "weiblichen" Ausgestaltung. Auch wenn man sich dann irgendwann anschließend eine ganz Weile lang auf "männliche" Röcke konzentriert, hatte man es anfangs bunter, weicher, fließender gewählt, so wird man sich später nach einer zurückhaltenden Phase auch in Richtung bunter, weicher, fließender = "weiblicher" weiterentwickeln - unabhängig davon, ob es auch an Identitätsfragen geknüpft ist oder nicht.
Und bei den ersten zwei, drei Röcken hat man noch nicht so das Händchen, was zu seiner übrigen männlichen Garderobe passt. Ich Laufe meiner gut 25- bis 30-jährigen Forumserfahrung (auch jenseits unseres Forums hier) habe ich schon etliche Bilder von "Neueinsteigern" gesehen oder in etlichen Realtreffen in natura gesehen, wo eben ein recht weiblicher Rock zur bisherigen männlichen Garderobe gewählt wurde. Und genau hier ist der Effekt des Auffallens besonders groß - größer als mit "männlichen" Röcken. Da kann ich
AChrKo völlig Recht geben. Oft passt es mit den Materialien oder mit der Farbwahl noch nicht so, dass es eben wirklich mehr Auffallen erzeugt.
Ist man kein Neueinsteiger mehr, dann hat man mehr Gespür, die Sachen gefällig zu kombinieren, man hat vielleicht auch mehr Teile insgesamt, um Rock und Rest stimmiger zu gestalten, eventuell auch sonstige Sachen aus der Damenabteilung, die oftmals besser zu "weiblichen" Röcken passen. Dann - und hier kann ich cephalus wieder recht geben - sinkt das Auffallen auch wieder, weil das die Blicke nicht so bindet wie damals als Neueinsteiger mit "weiblicheren" Röcken.
Hinzu kommt, dass man als alter Hase insgesamt mehr Selbstvertrauen hat, was auch den Blickmagnet schwächer werden lässt - auch in weiblicherem Outfit. (Siehe mein Beitrag vorher)
Mein erster selbstgekaufter Rock war ein weiter wadenlanger Baumwollrock in zitronengelb - schon sehr auffällig.
Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, waren meine Röcke zwei und drei folgende:
ein relativ schmaler satt-mittelblauer Baumwollrock (wir bewegen uns hier in den 80ern!)
und noch ein Baumwollrock, wieder ein etwas weiterer, mit weißem geflochtenen Stoffgürtel (Vagabund-Rock wurde die Form genannt: oben am Bund ähnlich weit wie unten am Saum, der aber stark mit dem Gürtel oben zusammengezogen wird.)
Also alle drei Röcke nicht wirklich sehr zurückhaltend. Die nächsten zwei, drei Röcke waren auch ziemlich auffallend, was Farben angeht - ein weisser war noch dabei mit dezentem Paisleymuster.
Dann irgendwie Rock sieben und acht oder so, vielleicht erst ein paar später, waren zwei identische Röcke (identischer Bauart) in dunkelgrün und dunkelrot. Achja, und denselben in Schwarz hab ich auch noch gekauft. Und besonders den grünen und schwarzen hatte ich dann gerne getragen. Und das läutete so meine Phase ein, in der ich zurückhaltender, "männlicher" wurde - dann trug ich fast 20 Jahre überwiegend (mit deutlichen Ausnahmen, aber doch überwiegend) Jeansröcke, Cordröcke, und Bauwollröcke im Cargostyle in Erdfarben bis hin zu Hellbeige.
Ja, und in dieser Zeit, grob 1990 bis 2015, kam ich auch genau zu dieser inneren Haltung, wie AChrKo es beschreibt. Und 2015&16 habe ich hier im Forum bestimmt auch immer wieder dafür eingestanden in meinen Beiträgen, ein möglichst "männliches" Outfit zu wählen.
Danach hab ich mich nach und nach von dieser Haltung gelöst. Und ich bin auch immer mal wieder irgendwo, wo die Leute mich nicht "aus dem Stadtbild" kennen. Ich bilde mir ein, dass ich dort mit meinen "weiblichen" Röcken oder Kleidern auch nicht mehr auffalle als unter Leuten, die ich bereits zur Genüge kennen.
Nun, inzwischen bin ich halt ein alter Hase, siehe hierzu, was ich oben bisher dazu gefaselt habe.
Aber als Fingerzeig besonders für Neueinsteiger (egal aus welcher Motivation heraus) ist das, was
AchrKo schreibt, sicher sehr gut, um zunächst am wenigsten anzuecken und sich bei seinen "Lieben" erst einmal mit seiner neuen Gestaltung einzuführen.