Hallo zusammen!
Nun will ich auch meinen Weg beschreiben, der mich zu meinem Lieblingskleidungsstück geführt hat. In meinem bisherigen Leben hatte ich nicht die geringsten Ambitionen, mal einen Rock zu tragen. Röcke und andere Kleidung interessierten mich einfach nicht. Alte Radios und ihre Innereien waren damals viel interessanter. Das heisst - halt! Ein einziges Mal bin ich mit einem Rock konfrontiert worden. Das war, als ich 15 Jahre alt war und als ich mit meinen Eltern und meiner Cousine Ferien in einem Ferienhaus in der Eifel machte. Da gab mir meine Cousine einen ihrer Röcke und forderte mich auf, ihn einmal eine Zeitlang zu tragen. Es war eine Art Stufenrock, knielang und ganz weit schwingend. Da ich sowieso den ganzen Tag nur in der Badehose rumlief (das Haus lag direkt am Ufer eines Baches, in dem ich nach Herzenslust matschen konnte), zog ich den Rock einfach darüber - und vergass ihn. Erst am Abend zog ich ihn dann wieder aus. Er war mir den ganzen Tag über egal geblieben und da ich am Bach gespielt habe, sah er auch entsprechend aus. Ich sagte nur, was schön, dass ich sowas nicht dauernd tragen müsse, da muss man sich ja immer so in Acht nehmen, dass der Rock nicht dreckig wird und an irgendwelchen Ästen und Büschen hängen blieb. Kurz gesagt: ich empfand ihn als lästig.
Die Jahre vergingen und das Leben nahm so seinen Lauf, als ich plötzlich und ganz unverhofft ein zweites Mal mit einem Rock konfrontiert wurde, und diesmal irgendwie eindringlicher. Ihr kennt das sicher auch, man schläft gut und träumt. Einige Träume verblassen schon beim Zurechtmachen im Badezimmer, andere brennen sich intensiv in das Langzeitgedächtnis ein. Vor etwa 20 Jahren ungefähr hatte ich einen sehr scharf gezeichneten Traum, der sich bis heute in allen Details in meinem biologischen Speicher festgesetzt hat: Ich lief, bekleidet mit einem schwingenden, weiten Rock und einem leichten Hemd durch eine kurparkähnliche Gegend, durchquerte einen trockenen Springbrunnen, lief Kieswege entlang und danach über eine endlos sich erstreckende Wiese, sanft hügelig, mit Wald- und Buschinseln drin, etwa so wie man sie in Eifel und Westerwald häufig findet. Das empfand ich als äusserst angenehm, der Luftzug, der schwingende Rock, ich schwebte in dem Traum geradezu durch die Landschaft. Andere Menschen waren da, aber die haben mich nicht weiter beachtet. Dieser Traum war so schön, so angenehm, dass er mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist. Ich war damals verheiratet und hatte meine Kinder im schulpflichtigen Alter (eine Tochter und einen Sohn). Daher mass ich dem Rock in diesem Traum und dem Traum überhaupt keine weitere Bedeutung mehr zu, der Alltag des Familienvaters hatte mich wieder überrollt.
Nach meiner Scheidung lebte ich als überzeugter Single allein. Eines Tages stiess ich beim Surfen durchs Internet auf das Forum von Marion Deutschmann "Röcke, Röcke, Röcke". Ich las von Männern, die Röcke trugen und über ihren Alltag im Rock und über die positiven Reaktionen der Frauen berichteten. Tagelang las ich nur, meine Augen wurden immer grösser und im Kopfkino spielte sich der Traum mit dem Rock wieder ab. Das war im Februar 1999. Ich meldete mich in dem Forum und bekundete mein Interesse. Kurz darauf eröffnete KtV sein Forum 6585 bei Parsimony. Ich wurde zu einem Treffen nach Hannover eingeladen. Ich kaufte mir zwei Röcke, darunter einen Kilt und fuhr da hin.Ich wurde von KtV, Klaus aus Bielefeld und einigen anderen Rockern sehr herzlich begrüsst. Ich ging mit ihnen zum ersten Male im Rock raus. Ich erlebte, dass die Menschen freundlich und positiv reagierten und dass wir den Frauen ganz besonders gefielen. Ich genoss das luftige Gefühl, ich hatte am Anfang das Gefühl, ich liefe nackt herum und jeder könne meine Unterwäsche sehen. Es war ein eigenartig ungewohntes, aber sehr schönes Gefühl. Es dauerte auch keine Stunde, da hatte ich mich an das unten offene Kleidungsstück gewöhnt und fing an, es zu geniessen. Ich stellte plötzlich fest, dass ich die schönen Gefühle, die ich in dem Traum gehabt hatte, in Wirklichkeit erleben konnte. Da wars um mich geschehen. Am nächsten Tag ging ich dann schon alleine im Rock aus.
Seitdem trug ich in der Freizeit Röcke. Aus zweien wurden über 40. Ich exprimentierte mit Stilen und Kombinationen, ich gefiel mir von Monat zu Monat immer besser und wurde schnell sehr selbstsicher. Meine ganze Lebensqualität hat sich dadurch um Grössenordnungen verbessert. Neben dem herrlichen Tragegefühl hob auch die Erkenntnis, dass ich mich von Fesseln befreit hatte, meine Stimmung. Alles hat sich dadurch zum positiven verändert. Als ich dann auch anfing, am Arbeitsplatz Röcke zu tragen, hatte ich mein Wunschziel erreicht: Der Rock war für mich ein alltägliches selbstverständliches Kleidungsstück geworden, das mir niemand mehr nehmen konnte. Durch die verschiedenen Foren zum Thema habe ich viele gute Freunde gewonnen und viele nette und liebe Menschen kennengelernt. All das zusammen hat mich zu einem richtig glücklichen Menschen gemacht. Mir ist dadurch klar geworden, auf wieviel schöne Stunden ich in meinem bisherigen Leben verzichtet habe. Ich habe es einfach nicht gewusst, dass es sowas schönes gibt, dass man so zufrieden sein könnte. Zufrieden mit sich selbst und seinem wahnsinnig starken Wohlbefinden. Heute sehe ich meine Aufgabe darin, anderen Männern, die auch Interesse an dieser herrlichen Kleidung haben, auf ihrem Weg zum Rock zu helfen, ihnen durch Vorleben Mut zu machen und ihnen die unbegründete Angst vor dem Ungewohnten zu nehmen. Ich hoffe, dass mir das gelingt.
So, ist nun doch etwas lang geworden, aber ich hoffe doch, dass ich Euch etwas davon rüberbringen konnte, welche Dimensionen voller Lebensfreude und Glück sich mir nur durch ein simples Kleidungsstück eröffnet haben.
Schöne Grüsse,
Ferdi