Hallo zusammen,
zunächst vielen Dank an Jürgen (JJSW) für den Bericht von unserem Treffen in Ulm gestern am Karsamstag und für die vielen schönen Fotos! Es war ein rundum gelungenes Treffen: das Wetter war phantastisch, die Ausstellung im Donauschwäbischen Zentralmuseum (DZM) war sehr beeindruckend und Ulm ist einfach eine sehr interessante Stadt mit einer langen Historie und einer malerischen Altstadt.
Jürgen, Sonja und ich haben mindestens drei Stunden im Museum verbracht und haben uns der Reihe nach alle drei von Jürgen in seinem Bericht genannten Ausstellungen angeschaut. Schwerpunkt war natürlich die aktuelle Sonderaustellung "Schwerer Stoff" - ein ganz bewusst gewählter mehrdeutiger Titel, denn die vorgestellten Trachten sind durch die Vielzahl der Unterröcke wirklich schwer und es erfordert viel Motivation und Geduld, diese Stoffmassen zu tragen.
Außer vielen gezeigten Trachten mit den jeweiligen persönlichen Geschichten der Trägerinnen war ein fünfminütiges Video sehr beeindruckend, in dem gezeigt wurde, wie eine junge Frau von drei älteren Damen "eingekleidet" wurde: Nach und nach wurden ihr "von oben" (also über den Kopf) vorsichtig fünf steif gestärkte weiße Unterröcke angelegt und jeweils in der Taille festgeknotet, darüber kam dann noch ein weißer Überrock und ein schwarzes Tuch. Das Ganze wurde dann von den drei Damen kritisch begutachtet, die Röcke wurden noch einmal "nachjustiert", damit sie alle dieselbe Länge hatten und unten nur einige Zentimeter Spitze zeigten.
Ich selbst habe diese Trachten mehrmals "live" gesehen bei diversen Trachtenfesten (z.B. dem alle zwei Jahre zu Pfingsten stattfindenden "Tag der Banater Schwaben" in Ulm) und habe wirklich beobachtet, dass die Frauen und Mädchen sich nicht einmal hinsetzen konnten, weil sonst ihre steif gestärkten Röcke und Unterröcke Schaden genommen hätten. Und dennoch waren sie mit Eifer dabei und haben immer wieder Tänze aufgeführt. Die ganze Pracht dieser Tracht wird deutlich bei den Kirchweihfesten, die auch heute noch in einzelnen Ortschaften durchgeführt werden. Insbesondere die Guttenbrunner Tracht tritt dabei durch die Weite ihrer Röcke und die Anzahl der getragenen steif gestärkten Unterröcke (bis zu acht) hervor.
Als Jürgen, Sonja und ich die Ausstellung verlassen wollten, wurden wir von der sehr netten, schon etwas älteren Dame (71) an der Kasse auf unsere Röcke angesprochen. Gerne haben wir ihr den Hintergrund erklärt und auch auf dieses Forum hingewiesen. Sie ihrerseits will ihren Sohn darauf aufmerksam machen und findet die Idee, dass auch Männer Röcke tragen, gar nicht schlecht, zumal wir ja "ganz normale" verheiratete Männer seien. Das Gespräch war von gegenseitigem Respekt geprägt und hat allen Beteiligten sehr gut gefallen.
Noch eine Bemerkung am Rande: Wenn man ganz genau hinschaut, sieht man, dass der Jeansrock von Radix nicht von ungefähr weit fällt. Der Grund: Unter dem Jeansrock verbergen sich vier Unterröcke. Das Tragegefühl ist einfach unbeschreiblich ...
Insgesamt war es eine sehr schöne Begegnung mit Jürgen und Sonja, doch leider viel zu kurz. Aber die beiden haben versprochen, irgendwann mal wieder zum Stammtisch in Essen zu kommen.
Viele Grüße
Radix