Solche Nachbarn habe ich zum Glück nicht. Wenn ich gelegentlich von anderen Menschen dumm angemacht wurde, konnte ich mal freundlich aufklären - womit ich immer anfange - aber auch schon mal jemanden in den Senkel stellen, wenn er unfreundlich wurde und meine freundliche Aufklärung bei ihm nicht ankam.
Ich lese aber auch gerade Adorno über Antisemitismus. Er sagte bzw. schrieb schon damals (1962), dass sich unter der Oberfläche murmelnder Weise nicht nur antisemitische sondern generell xenophobe, also allem, was fremd ist, feindlich gegenüberstehende, Haltungen halten und weitergegeben werden. Gerade, wenn diese Leute den Eindruck hätten, nicht offen aussprechen zu dürfen, was sie wirklich denken, halte sich so ein Denken und Fühlen viel gefährlicher, als wenn es ausgesprochen würde. So gesehen ist es gut, dass Dein Nachbar, rockandheels, es aussprechen kann und so auch Reaktionen wahrnehmen kann, mit denen er sich auseinandersetzen kann. Denn nur unter Gleichgesinnten ausgesprochen, fehlt dann der Widerspruch durch Andersdenkende. So ist dieser Widerspruch also wichtig, also die Entgegnung, nicht mit der Botschaft, er dürfe nicht sagen, was er denkt und fühlt, aber man sei eben anderer Meinung, und dürfe das genau so sagen. Dadurch fühlt sich dieser Mensch - wenn es gut geht - nicht ausgegrenzt, aber auch nicht bestätigt. Es kommt aus seiner Blase und findet sich in der Gesellschaft wieder, deren Teil er ist.
Sollte jemand aber unbeirrbar auf seiner fremden- oder fremdheitsfeindlichen Meinung beharren und damit unangenehm auffallen - so Adorno - müsse er auch Autorität zu spüren bekommen, denn Autorität sei für viele dieser Menschen respekteinflößend. Das wäre dann eben notfalls eine Anzeige.
LG, Micha