In meiner Lebenswelt ist es seltenst angebracht, dass ich besser auf den Vorteil einer Hose hätte zurückgreifen sollen.
Insofern nehme ich fast stoisch hin, - ähnlich wie cephalus - kleine Momente des Nachteils eines Rocks zu akzeptieren, um die überwiegenden Momente der Vorteile eines Rocks zu genießen.
Mit meiner Antwort erlaube ich mir, etwas weiter auszuholen.
Zunächst zeigen die bisherigen Antworten, dass das geschilderte Problem durchaus vielen geläufig ist, und dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, diese zu reduzieren bzw. auszuschließen.
Ich werfe meinen Blick zunächst zurück auf meine bislang längste Beziehung, bei der ich, was Gestaltung meinerselbst anbelangt, ich weit über 10 Jahre praktisch festgesteckt habe in einem Status Quo, worunter ich mich manchmal auch eingeengt (hier emotional gemeint) gefühlt habe. Sehr schnell erreichte ich die Grenzen, wo etwas als "zu feminin" oder als "geht gar nicht!" gegolten hat. Auf der anderen Seite war ich aber auch froh, dass ich in dieser Beziehung mit den Kompromissen ganz gut leben konnte, und ich nur selten aus diesen Grenzen auch tatsächlich ausbrechen wollte.
Ich habe mich aber auch durchaus selbst beschränkt. So war mir in meiner Anfangsphase es zu weiblich, mit einem Gehschlitz am Rock herumzulaufen. Bein zeigen beim Gehen, das ist hocherotisch und somit "feminin" - so dachte ich. Irgendwann legte ich diese Scheu ab und ja - die spätere Beziehung (siehe oben) hat das auch fraglos akzeptiert.
Solch ein Gehschlitz erhöht - besonders bei langen Röcken - ungemein die Beinfreiheit und ermöglicht so, recht schmale bzw. gerade Silhouetten, was von vielen als eher "männlich" akzeptiert wird. Alles, was schwingt, fließt und flattert wird eher mit "feminin" bzw. mit "zu feminin" assoziiert. So auch in meiner obigen langjährigen Beziehung.
Lieber Peter, ich glaube, ich habe es so im Hinterkopf, dass Du Dich über verschiedene Wege an das Rocktragen herangetastet hast. Auch hast Du wiederholt Dein Tun immer wieder gründlich hinterfragt. Dein heutiger Status Quo ist, glaube ich, das Ergebnis all dieser Prozesse und somit der Kompromiss eines für Dich gangbaren Wegs.
Auf Deine Frage hin, wie man z.B. beim Ein-/Aussteigen eine ähnliche Bewegungsfreiheit mit einem Rock erzielen kann wie mit einer in diesem Moment fraglos grundsätzlich überlegenen Hose, gibt es einfache Antworten wie z.B. sehr kurze Röcke anzuziehen. Es liegt also, könnte man meinen, nur an Dir, einfach viel kürzere Röcke an Dir zuzulassen. Ganz so einfach wird es aber vermutlich für Dich nicht sein, Deinen Status Quo so zu verändern.
Richtig ist, mit Deinem Status Quo ist die Hose in puncto Bewegungsfreiheit in Teilaspekten überlegen. Die Frage, die sich mir jetzt stellt ist, wie können wir Dir mehr Bewegungsfreiheit im Rock eröffnen, ohne allzu stark an Deinem Status Quo zu rütteln.
Dieser
zweilagige Chiffon-Rock zum Beispiel, der unheimliche Bewegungsfreiheit bietet, ist sicherlich keine Empfehlung, die Dir weiterhilft.
Ich glaube, Deinen Rockstil in Deinem Status Quo würde ich aus meiner spärlichen Wahrnehmung heraus so umschreiben:
Gerade geschnitten, eher festere Stoffe, eher Cord, eher Jeans, durchaus etwas Farbe, neben softem bis sattem Jeansblau und Schwarz eher erdige Farbtöne in Richtung Grün oder Rot. Rockbund offen getragen, d.h. Oberteil in den Rockbund gesteckt. Und bei der Länge irgendwo eine Handbreit über Kniescheibe bis rund um die Kniescheibe. - Bitte korrigiere mich, falls ich falsch liege und das für Dich eine Rolle spielt.
Auch, was ich zuvor von mir berichtete, zu flatterhaft, zu fließend, zu schwingend, scheint für Dich in Deinem Status-Quo-Kompromiss kaum in Frage zu kommen. Da fangen bereits unter die Knie reichende Röcke an, zu sehr zu schwingen, zu ausladend zu sein.
Sowas (zu lang, zu flattrig) und
sowas (zu ausgestellt) wäre zwar eine wunderbare bewegungsbefreite Möglichkeit, aber für Dich bestimmt keine Lösung.
Generell möchte ich für Dich also als eine Annäherung an eine gute Bewegungsfreiheit im Rock folgende generelle Empfehlung aussprechen:
Röcke in einer vernünftigen Länge zwischen Mitte Oberschenkel und irgendwo Kniescheibe bieten fast alle eine vernünftige Bewegungsfreiheit, wenn sie im Sitzen folgendes Kriterium erfüllen. Wenn man in diesem Rock in einem offenen Stuhlkreis sitzen kann, ohne die Beine übereinanderzuschlagen, ohne eine Hand oder etwas anderes zwischen die Beine auf den Rockschoß zu legen, und trotzdem keine tiefen Einblicke zu gewähren.
Beispiel:
https://up.picr.de/48880673hi.jpgSchmale Cordröcke oder schmale Jeansröcke in der oben beschriebenen Länge erfüllen dieses Kriterium meistens nicht.
Durch welche Merkmale kann ein Rock in dieser Länge den Komfort des obigen Kriteriums bieten?
Beispiel Rundumfaltenrock. Ja, der schmiegt sich überall gut an, ausser er ist zu kurz und aus zu hartem Meterial. Aber: Du schriebst ja selbst: ein Faltenrock käme für Dich nicht in Frage (vermutlich letztlich auch zu fließend, zu ausladend).
Abhilfe: Wie eben schon angedeutet, es gibt auch Faltenröcke aus stabilerem Material. Und: es muss kein Rundumfaltenrock sein. Besonders für das Sitz- und Ein-/Aussteige-Problem reichen Falten auf der Vorderseite. Eine ungerade Anzahl von Falten würde ich empfehlen: fünf, drei, eine - vor allem, um vorne in der Mitte eine Falte zu haben. Und am besten nicht umgenähte Falten wie oft an einem Rundumfaltenrock, sondern Kellerfalten, die tragen nicht auf, vor allem, wenn sie tiefer angesetzt sind, also nicht am Bund beginnen, sondern eher in Höhe der Leistengegend.
Und landen wir bei drei Falten oder gar nur einer einzigen in der Mitte, haben wir schon längst aufgehört von Faltenröcken zu reden, sondern von "normalen" Röcken mit Kellerfalte(n). Auch ist der Look, den man im Stehen damit erzielt, sehr vergleichbar mit dem von geraden Röcken ganz ohne Falten.
Auch hier im Thread schon mehrfach erwähnt: leicht ausgestellte Röcke, die also letztlich am Saum etwas weiter sind, aber dann zumeist in A-Linie geschnitten sind. Sie fallen zwar leicht voluminöser, aber das ist jedoch optisch nur eine sehr kleine Abweichung gegenüber geraden Röcken. Etwas in diese Richtung tendierende Röcke habe ich aus letzter Zeit etwa diese hier als Beispiel:
knielang und "
Skaterrock"
Auch gibt es Röcke, die am Bund eingelesen sind (eher dünnere Stoffe) oder welche, die durch sowas wie Bundfalten sogleich mehr Innenvolumen bieten, aber dennoch nicht zu glockig fallen: z.B.
der hier (sowas gibt es auch in Cord oder Jeans)
Auch will ich kurz an
Wickelröcke erinnern, die erfordern aber, dass man sich mit diesem Tragegefühl und deren Eigenschaften im Alltag gewisserweise erst einmal anfreunden muss.
Röcke in besagter Länge mit oben erwähntem Gehschlitz an der Rückseite gibt es heutzutage faktisch nicht mehr.
Aber die kannst Du finden. Besonders fündig kannst Du werden, wenn Du mal größere Second-Hand-Läden (größer als eine Durchschnitts-Damenboutique) durchforstest. Da gibt es immer wieder Modelle, die sehr aus dem Zeitgeist gefallen sind, aber vielleicht gerade deswegen Deine persönlichen Anforderungen am besten erfüllen können. Gilt für alle von mir beschriebenen Rockformen. Einfach mal stöbern gehen. Hast Du dort nix gefunden, geh in den nächsten. Oder komm nach ein paar Wochen wieder.
Zusammendfassend: Es gibt also Röcke, die in den meisten Fällen in Bewegungsfreiheit der Hosen in nichts nachstehen. Und etliche davon werden im Endeffekt auch nicht allzu sehr von Deiner bisherigen Silhouette abweichen.
Und da will ich gerade noch mal besonders die Empfehlung aussprechen, nach Röcken zu schauen mit einer Kellerfalte (auch "Männerröcke" arbeiten oft mit einer Kellerfalte, zwar oft seitlich-frontal) vorne in der Mitte, die eher eine Fingerlänge unterm Bund als am Bund selbst beginnt. Und in glatterem Material (Jersey, Popelin z.B.) und ganz besonders in dunkleren Farben fallen diese Kellerfalten kaum ins Auge. Und weichen somit von Deinem jetzigen Status Quo kaum ab.
Danke für Deine Zeit, die Du meinen Gedanken geschenkt hast.
Wolfgang