Lieber Jürgen,
wenn jemand etwas nicht tut, weil er noch nie auf die Idee gekommen ist, ist das m.E. nicht freiwillig. Und wenn jemand etwas tut, weil jemand anders es nicht duldet, auch nicht.
Wobei die beiden Umstände verschieden sind. Beim ersten Umstand geht es um Unkenntnis, die Unmündigkeit verursacht. Ich argumentiere hier nach dem Motto "Wissen ist Macht", nur eben umgekehrt "Unwissen ist Ohnmacht". Wenn ich aber keine Macht über mein eigenes Verhalten habe, kann man doch nicht sagen, ich verhalte mich freiwillig so, wie ich es tue. Oder?
Beim zweiten Umstand handelt es sich um einen klaren Fall von Zwang. Wenn meine Frau etwas nicht duldet und ich es trotzdem tue, laufe ich in Gefahr, dass sie mich verlässt oder sonst wie bestraft. Dann bin ich aber nicht frei zu tun, was ich will, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Ich kann natürlich das Risiko eingehen oder nicht. In der Entscheidung bin ich evtl. frei.
Wie frei wir Menschen überhaupt sind oder sein können, ist noch mal ein anderes Thema.
Timper,
doch natürlich sind die praktischen Erwägungen mir sofort in den Sinn gekommen. Die würden dann aber auch bedeuten, an einem heißen Sommertag aus rein praktischen Erwägungen lieber einen luftigen Rock oder ein noch luftigeres Kleid anzuziehen, statt nur eine kurze Hose. Das aber wird von den meisten Männern nicht so frei in Erwägung gezogen, wie Frauen aus praktischen Gründen das Tragen einer Hose in Erwägung ziehen. Und das tun sie auch erst seit wenigen Jahrzehnten, nachdem sie den Rockzwang überwunden haben.
Und, werter Timper, versuche doch mal zu argumentieren, ohne die Gesprächspartner gleich anzugreifen und ihnen Blödheit zu unterstellen. So rein sachlich bleiben eben.
LG, Micha