...ohne die letzten 8 Beiträge zu kennen...
Absolut wichtig zur Herstellung von Glaubwürdigkeit ist Transparenz bei Entscheidungen und Beziehungen. Daran mangelt es inzwischen erheblich.
Eine Partei, die solche Ideen umsetzen möchte, kenne ich nicht, sind wohl alle dran interessiert, im aktuellen System unterzukommen?
Besonders Dein letzter Satz regt zum Nachdenken an!
Ich denke, an dieser Behauptung lässt sich nicht alles leugnen. Natürlich sind es verfassungsrechtliche Vorgaben, an die sich Parteien halten müssen, auch wenn immer mal wieder Grauzonen ausgelotet werden. Doch innerhalb dieser Vorgaben müssen sich Parteien bewegen. Mit ist zwar nicht bekannt oder bewuss, dass das menschenorientierte Parteien einschränken sollte, aber ja, Doppelrock, eventuell zwingt das Parteien, sich systematisch stärker unterzuordnen, als es ihnen eigentlich lieb wäre.
Was Glaubwürdigkeit ist und was nicht, ist natürlich sehr schwer allgemeingültig zu sagen. Als Beispiel könnte ich jetzt einen Blick auf Religionsgemeinschaften werfen, da tue ich aber nicht, das würde zu weit führen. Ich denke, Glaubwürdigkeit muss jeder für sich selbst entscheiden. Oder sich Rat einholen, was er für glaubwürdig halten kann.
'Transparenz bei Entscheidungen und Beziehungen' oder 'Transparenz allgemein' ist dagegen mit Sicherheit eine Gegenstand, der unabhängiger von Glaubenssätzen objektiver zu betrachten ist.
Ich verstehe Dich, dass Dir Transparenzen bei Entscheidungen und Beziehungen ungenügend vorhanden sind. Ich übertreibe jetzt mal, aber ich mache einen Gedankenausflug. In unserem Gedankenaustausch zwischen Dir und mir habe ich mit Sicherheit etliche Sätze formuliert, in denen ich Aussagen getroffen habe, die ich bewusst so wählte, um sie mit einer inhaltlichen Tendenz aufzuladen. Transparenz hierbei würde bedeuten, ich hätte auch jederzeit dargelegt, warum ich genau diese Wortwahl verwendete, und was ich damit bei Dir und ggf. auch bei anderen Mitlesern hätte bezwecken wollen.
Völlige Transparenz wird vermutlich nicht absolut möglich sein, weil übergeordnete oder untergeordnete Absichten und Strategien mit Sicherheit nicht freiwillig bei Entscheidungen oder Beziehungen offengelegt werden wollen. Man könnte Böses dahinter vermuten. Andererseits würden Absichten oder Strategien vom eigentlichen Belang der Entscheidungen vielleicht aber auch ablenken. Ich selber erlebe es beispielsweise in meiner Partnerschaft, dass ich hintergründig gefragt werde, warum ich gerade irgendeine spontane, kurzabgeschlossene Handlung so begangen habe, wie ich sie begangen habe. Wenn ich darüber nachdenke, dann hatte das eine Vielzahl von Begründungen, bewusste und noch viel mehr unbewusste. Jede meiner Handlungen, die ich auch im Detail oder grundsätzlich anders hätte ausführen können, hintergründig zu erklären, wäre viel zu anstrengend. Ich müsste bei jeder Handlung eine sehr viel größere Zeitspanne aufwenden, diese Handlung zu erklären, als die Handlung andauerte. Und wahrscheinlich würde ich vor jeder Handlung sekundenlang bis minutenlang, oftmals wahrscheinlich tagelang überlegen, ehe ich sie ausführte, nur um sie genau begründen zu können.
Gut, dieser Gedankenexkurs ist sehr radikal. Ich weiß nicht, ob er irgendjemandem von Euch außer mir geholfen hat, Transparenz näher zu beleuchten.
Völlige Transparenz ist ja letztlich auch nur möglich, wenn alle Einzelheiten offen zugänglich wären. Die Frage, ob das möglich ist, muss sich mir da stellen. Niemand, der nicht bei den Entscheidungen dabei gewesen ist, oder gar mit involviert ist, wird eine völlige Transparenz, ja eine ausreichende Transparenz darüber erhalten können.
Ich denke, eine gewisse Intransparenz muss dabei akzeptiert werden bei allem, wo man nicht selbst in der Verantwortung steht zu entscheiden. Und da grenzen wir bei der Frage nach Transparenz dann schnell auch wieder an den Bereich des Vertrauens. Wem räume ich Entscheidungskompetenzen ein, denen ich vertraue? Wem vertraue ich mich an, auch wenn mir völlige Transparenz nie in ihrer Absolutheit zuteil werden wird?
Ein guter Weg, um jetzt speziell wieder aufs politische Geschehen zu blicken, ist, sich vor Ort mit den Politikern auseinander zu setzen. Mit den Fragen, die sich als denkender Mensch auftun. Oder sich ähnlich fragenden Menschen zusammen zu tun, zum Beispiel in Form von Bürgerinitiativen, um sich gemeinsam mehr Gewicht im Umgang mit erreichbaren Politikern zu verschaffen. Oder gar selbst zunächst im Kleinen politisch zu engagieren.
Das alles ist besser, als sich lauthals schreiend in einem durch Wut aufgeladenen Schwall zusammenzurotten und auf allgemeine Ablehnung zu stoßen, weil ein gemächliches Sich-Offenbaren und Voneinanderlernen augenscheinlich nicht praktiziert wurde. Zum Glück ermöglicht unser Staat in der Regel solche Protestwellen in Form des Demonstrationsrechts. Auf Unmut aufmerksam machen zu dürfen, ist ein wertvolles Grundrecht. Wir alle kennen Beispiele, wo andernorts in der Welt das stärker eingeschränkt ist bis hin zu gar nicht existent ist.
Das ebenso wertvolle ist, sich selbst einzubringen, und an Entscheidungen mitwirken. Mit oder ohne Transparenz. Ich glaube, Doppelrock, Du hättest das Zeug für die Politik. Ich weiss, dass Du nicht nur vorgefertigtes wiederholen kannst, sondern selbst formulieren kannst. Im direkten Umgang mit den Menschen, anders als es in einem Forum möglich ist, wirst Du auch überzeugender agieren können. Lass es Dir mal durch den Kopf gehen, wenn Du möchtest.